Anlässlich des Erscheinens des Buches „Care und Case Management“ der Reihe „Health Care- und Krankenhaus- Management“ erläutern die Herausgeber Peter Löcherbach und Wolf Rainer Wendt im Interview, wie durch ein fokussiertes Care und Case Management die von Experten oftmals kritisierten Sektorengrenzen des deutschen Gesundheitswesens überwunden werden können.
Peter Löcherbach/Wolf Rainer Wendt (Hrsg.)
Care und Case Management
Transprofessionelle Versorgungsstrukturen und Netzwerke
2020. 179 Seiten, 29 Abb., 6 Tab. Kart. € 39,–
ISBN 978-3-17-023384-3
Bitte beschreiben Sie dem Leser das Hauptanliegen Ihres Buches in drei Sätzen!
Peter Löcherbach: Die gesundheitliche Versorgung steht unter fach- und sektorübergreifenden Anforderungen, denen mit einem transprofessionellen Management nachzukommen ist. Vernetzungsaufbau im Gesundheitswesen hat auf mehreren Ebenen (also personenbezogen, institutions- und strukturbezogen) zu erfolgen. Vernetzungsmanagement benötigt daher besonderes Wissen und Können, welches mit diesem Buch vermittelt werden soll.
Können Sie kurz erklären, was wir unter den Begriffen Care und Case Management verstehen dürfen?
Wolf Rainer Wendt: Care bedeutet hier Versorgung und Sorgen: Gesundheitliche Versorgung hat eine Struktur und an ihr sind Fachpersonen und Nutzer beteiligt, die je auf ihre Weise für Gesundheit sorgen. Dieses Sorgen erfordert Abstimmung und Kooperation. Case Management ist die Verfahrensweise, in der im Einzelfall ein Versorgungsweg abgestimmt, organisiert und beschritten wird.
Was ist die Besonderheit bzw. der besondere Ansatz Ihres Buches?
Wolf Rainer Wendt: Die transprofessionelle Strukturierung und Steuerung im Gesundheitswesen wird in diesem Buch von mehreren Seiten her – intra muros und extra muros – und unter verschiedenen Gesichtspunkten – stationärer und ambulanter Versorgung, der Pflege und Rehabilitation, der psychiatrischen und palliativen Versorgung, der Patientenbeteiligung und Prävention – erörtert.
Aus Anlass der aktuellen Situation – wirkt sich die Coronakrise Ihrer Einschätzung nach auf das Care und Case Management aus und welche besonderen Herausforderungen stellen sich für die Beteiligten im Gesundheitssektor (Fachpersonal), PatientInnen und Angehörige?
Peter Löcherbach: Die Entwicklung zeigt ja deutlich, dass sowohl das Handeln des Einzelnen/für den Einzelnen (Case) als auch die Steuerung im System (Care) sehr wesentlich ist – und dass beide Perspektiven gleichermaßen bedeutend sind.
Wolf Rainer Wendt: In der akuten Krise wird auch erkennbar, wie sehr von der Bevölkerung Prävention gefordert werden kann und wie dieser Anforderung auch nachgekommen wird. Kurz: Je mehr „Care“ gesundheitsbezogen von jedem einzelnen geübt und erbracht wird, desto konzentrierter und effektiver lässt sich in den Fällen („case by case“) nötiger professioneller Versorgung handeln.
Noch eine letzte Frage: Was möchten Sie dem Leser mitgeben, bevor er Ihr Buch aufschlägt und liest?
Peter Löcherbach: Probleme der Zusammenarbeit (nicht nur im Gesundheitswesen) werden gern unterkomplex dargestellt und Vernetzung ist als Containerbegriff sehr allgemein. Wie muss also Vernetzung aussehen, dass sie zu einer funktionsfähigen Kooperation führt? Wer auf der Suche nach Antworten auf diese und ähnliche Frage ist, findet in dem vorliegenden Buch ausführliche und differenzierte, verständlich beschriebene Zusammenhänge und Erkenntnisse.
Das Interview führte Rieke Barbek aus dem Lektorat des Bereichs Krankenhaus/ Gesundheitsmanagement.
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