Parkinson –
Fallbeispiele aus der Klinik

Aus der Reihe
„Neurologische Fallbesprechungen“

 

Im Gepräch mit Univ.-Prof. Dr. Eggers und Prof. Dr. Buhmann

Portrait von Carsten Eggers
Carsten Eggers

Es gibt bereits zahl­reiche Bücher zu Parkinson. Mit unserer neuen Buchreihe „Neuro­logische Fall­besprechungen“ verfolgen wir jedoch das Ziel, den Patienten in den Fokus zu setzen und typische wie auch besondere Patientenfälle zu beleuchten. Sehen Sie hier für die Erkrankung Parkinson besonderen Bedarf?

Ja, unbedingt. Praxis­nah am Fall zu lernen macht häufig Spaß und erleichtert es oft, sich Sach­verhalte einzu­prägen. Die An­wendung des Gelernten ist einfacher, wenn man „so einen“ oder einen ähnlichen eigenen Fall vor Augen hat. Parkin­son ist eine sehr viel­schichtige Erkran­kung mit zahlreichen moto­rischen und nicht motorischen Symptomen sowie sozial­medizini­schen Problemen. Trotzdem gibt es immer wieder „typische“ Fall­beispiele mit charakteris­tischen Symptom­komplexen. Hier kann unserer Meinung nach sehr gut am Fallbeispiel gelernt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass jeder Fall von einem Experten oder einer Expertin auf diesem Gebiet vorgestellt wird, sodass neben ÄrztInnen ins­beson­dere bei Themen aus dem Bereich der aktivie­renden Therapien oder der sozial­medizini­schen Probleme nicht ärzt­liche ExpertIinnen den Fall vor­stellen. Dies ist unserer Ansicht nach sowohl für MedizinerInnen als auch für TherapeutInnen aus den verschiedenen Fach­disziplinen hilfreich.

Portrait von Carsten Buhmann
Carsten Buhmann

In Ihrem Band werden in drei Buch­teilen insgesamt 30 Fall­beispiele behandelt. Im Vergleich zu einem Kapitel in einem klassischen Fach­buch oder Zeitschriften­artikel – welche Arbeit fällt Ihnen leichter, was macht Ihnen mehr Spaß?

Beides hat seine Reize, verfolgt unter­schiedliche didaktische Strategien und spricht zum Teil eine unter­schiedliche Leser­schaft an. Idealer­weise ergänzen sich beide Informations­quellen und Lehr­konzepte. Wir haben an beidem Spaß.

Der 3. Buchteil widmet sich speziellen psycho­sozialen Problemen. Welche Patienten­fälle werden darin behandelt und warum war es Ihnen wichtig, sich diesen Fällen speziell zu widmen?

Es geht hier beispiels­weise um PatientInnen mit Migrations­erfahrung, schwierige Angehö­rige oder mangelnde Adhärenz, sei es bei der Ein­nahme der Medikation bzw. bei der Um­setzung der häufig zeit­intensiven und anstrengen­den aktivieren­den Therapien. Diese Aspekte fehlen in der Regel in einem klassi­schen Lehr­buch, sind aber essenziell für den Therapie­erfolg. Die Schärfung des Bewusst­seins für diese Probleme sowie Tipps und Tricks von ExpertInnen, sei es für das bessere Verständ­nis inter­kultureller Unter­schiede, den Umgang mit fordernden oder ab­lehnen­den Angehö­rigen oder die Ein­haltung des oft kom­plexen Medikations­plans sowie der täg­lichen Gym­nastik oder regel­mäßigen Physio­therapie können hier für den Praxis­alltag sehr hilf­reich sein.

An Ihrem Werk haben ins­gesamt 40 Auto­rinnen und Autoren mit­gewirkt. Dies hat es ermög­licht, alle an der Behand­lung von Patienten mit Parkinson Beteilig­ten einzu­binden und die Patienten­fälle inter­disziplinär beleuchten zu können. Lag darin aber auch zugleich die Heraus­forderung für Sie als Heraus­geber?

Ja, dies war sicher eine der Heraus­forderungen. Jeder Autor und jede Autorin hat einen unter­schiedlichen Schreib­stil und die Themen sind ja gewollt hetero­gen gewählt, sodass es schwierig und nicht immer ziel­führend ist, jedes Fall­beispiel in ein einheitliches Text­konzept zu pressen. Außer­dem haben an dem Buch neben äußerst erfahrenen Wissen­schaft­lerInnen, die schon viel national und inter­national publiziert haben, auch ExpertInnen aus verschie­denen nicht aka­demi­schen Fach­bereichen mit­gewirkt, die bislang wenig oder gar nicht publiziert haben. Wir als Heraus­geber haben hier den AutorInnen einen gewissen Frei­raum gelassen, aller­dings aus didaktischen Gründen auf einen im Wesent­lichen einheitlichen Aufbau des Fall­beispiels geachtet. Dies betrifft neben der Fall­darstellung einleitend die unter­liegende Patho­physiologie, die Darstellung des klini­schen Unter­suchungs­befundes, die Diagnostik und Therapie und die kritische Diskussion des Falles. Dies ist verbunden mit Text­marginalen, die Wichtiges hervor­heben und die schnelle Orientie­rung für die LeserInnen erleichtern. Am Schluss jedes Falles positioniert sich der Autor/die Autorin, was er/sie aus diesem Fall gelernt hat und die High­lights des Falles werden stich­wort­artig gelistet.

Als Autor von Fach­büchern und -artikeln haben Sie bereits viel Erfahrung gesammelt, nun haben Sie Ihr erstes Werk als Heraus­geber veröffent­licht. Wie haben Sie diese Tätig­keit empfunden? Gab es Aspekte, die Sie überrascht haben, vielleicht auch Hürden, an die Sie vorab nicht gedacht haben?

Als größte Heraus­forderung haben wir em­pfunden, aus den vielen gelungenen Einzel­fall­berichten ein „großes Ganzes“ zu machen. Auch wenn man als Autor von Fach­artikeln im Wesent­lichen für sich selbst ver­antwort­lich ist, hat man hier natür­lich auch immer die Aufgabe, den Inhalt mit den MitautorInnen ab­zu­stimmen. Als Heraus­geber ist dieses „Moderie­ren“ von Texten und Inhal­ten natür­lich noch viel ausgeprägter. Viele Fall­berichte waren bereits bei Ein­reichung in unseren Augen nahezu perfekt, bei anderen gab es intensivere Diskus­sionen und Ände­rungen, in erster Linie in didak­tischer Hinsicht.

Welche Ziel­gruppe wird von Ihrem Werk ganz besonders profi­tieren?

Wir hoffen, dass viele Menschen, die mit Parkin­son-PatientInnen zu tun haben, von dem Buch profi­tieren. Da jeweils ein bestimmtes „typisches“ Problem behandelt wird, sollte man zum eigenen indivi­duellen Patienten fast immer einen passenden Fall im Buch finden. Der Auf­bau der Fälle wurde so konzi­piert, dass sowohl ärzt­liche Parkinson­expertInnen Interessantes und auch Neues finden als auch nicht ärzt­liche TherapeutInnen und interes­sier­te medizi­nische Laien einen rele­vanten Nutzen von den Inhalten haben.

Noch eine letzte Frage: Was möchten Sie dem Leser mitgeben, bevor er Ihr Buch aufschlägt und liest?

Bleiben Sie immer neugierig, interessiert und empathisch. Parkinson ist eine un­angeneh­me und heraus­fordernde Erkran­kung. Es gibt jedoch nur äußerst wenige Probleme, die nicht wenigs­tens zum Teil zu lösen oder zu bessern sind.
Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen.

Vielen Dank für Ihre Zeit und Mühe!

Neu!

Carsten Eggers/Carsten Buhmann (Hrsg.)
Parkinson
Fallbeispiele aus der Klinik

2021. 286 Seiten mit 21 Abb. und 16 Tab. Kart.
€ 59,–
ISBN 978-3-17-035070-0
Neurologische Fallbesprechungen

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