Rätz/Biere/Reichmann u.a.
Sozialpädagogische Familienhilfe
Ein Lehr- und Praxisbuch
2021. 254 Seiten. Kart. € 34,–
ISBN 978-3-17-032735-1
Was sind die Ziele der Sozialpädagogischen Familienhilfe?
Die SozialÂpädagoÂgische FamilienÂhilfe ist eine Leistung der Kinder- und JugendÂhilfe. Sie richtet sich grundÂsätzlich an alle Familien in Deutschland und unterÂstützt bei ErziehungsÂaufgaben, bei der BewälÂtigung von AlltagsÂproblemen, bei der Lösung von KonÂflikten und Krisen sowie im Kontakt mit Ämtern und InstiÂtutionen. Sie setzt auf Lern- und VerändeÂrungsÂprozesse, vor allem der Eltern. Es geht darum, das FamilienÂsystem zu stabiliÂsieren, die HandlungsÂfähigkeit (wieder) herzuÂstellen und den ZusammenÂhalt von Familien zu stärken – damit Kindern ihre Familien erhalten bleiben.
Sie verfolgen in Ihrem Buch zur SozialÂpädagogiÂschen FamilienÂhilfe einen beteiligungsÂorientierten dialogischen Ansatz. Wie können FamilienÂhelfer*innen einem solchen Anspruch in der Praxis gerecht werden?
Dieser ArbeitsÂansatz ist für den Erfolg einer Hilfe unabÂdingbar. Es beginnt zunächst mit der Haltung der FachÂkräfte gegenÂüber sozialen UngleichÂheits- und BenachÂteiligungsÂstrukÂturen von GesellÂschaft, den LebensÂlagen und -verhältÂnissen von Familien und nicht zuletzt zu sich selbst. Wichtig dabei ist die Sicht, dass alle Kinder, JugendÂliche und Eltern mit Rechten ausgeÂstattete Bürger*Âinnen und autonom handelnde Menschen sind. Es geht darum, in einen fachlich verÂsierten Kontakt mit ihnen zu treten, einen dialoÂgischen AusÂtausch zu gestalten, in dem Neues gelernt und Wege aus Krisen und SackÂgassen gefunden werden können.
Was muss jeder und jede FamilienÂhelfer*in mitbringen, um Familien gut unterÂstützen zu können?
Neben der bereits erwähnten Haltung ist es wichtig, gemeinÂsam mit den Familien zu handeln und nicht einseitig für sie. Dafür muss in jeder Familie eine Struktur geÂschafÂfen werden, innerhalb derer sie sich beteiligen kann und die nach außen in die Gestaltung der sozialen Kontexte trägt. Es muss sich ombudÂschaftlich für die Familien eingeÂsetzt werden, gerade dann, wenn FamiÂlien in instiÂtutioÂnellen KontexÂten nicht ernst genommen oder sogar diskriÂminiert werden. Familien Âlernen nicht durch gute RatÂschläge, sondern wenn sie HandÂlungsÂfähigkeit (wieder) herstellen können.
Was möchten Sie Ihren Kolleg*innen, die mit Familien arbeiten, mit auf den Weg geben?
FamilienÂhelfer*innen brauchen einen professionellen Blick und eine innere BereitÂschaft, um eine tragende ArbeitsÂbeziehung einzugehen, um zuzuhören, nachzuÂvollÂziehen, freundÂlich und wertÂschätzend zu sein, analytisch zu verstehen und Lösungen aus der LebensÂwelt der Familie heraus zu entwickeln. Sie sollten neugierig bleiben, auch wenn sie schon sehr viel wissen. Sie sollten sich auf ihre sozialÂpädaÂgogiÂschen Aufgaben konzenÂtrieren und diese gegenÂüber Verwaltung, Politik und Medien artikulieren. Schließlich braucht es auch Lust und Freude an dieser Arbeit.
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