Anlässlich des Erscheinens des Werkes „Bindung bei Pflegekindern“ haben wir mit den Autorinnen Katja Nowacki und Silke Remiorz das folgende schriftliche Interview geführt:
- Welche Gründe und Umstände können dazu führen, dass ein Kind aus der Herkunftsfamilie geholt und zu einer Pflegefamilie gegeben wird?
Katja Nowacki: Bei der Unterbringung in einer Dauerpflegefamilie sind die leiblichen Eltern des Kindes – zumindest zu dem Zeitpunkt – nicht in der Lage, das Wohl des Kindes sicherzustellen und seine Entwicklung angemessen zu fördern. Im Vorfeld wird häufig zunächst versucht, eine Unterstützung für die Familie zu finden, die möglicherweise aus ambulanten Hilfen bestehen kann, wie zum Beispiel einer Sozialpädagogischen Familienhilfe, aber auch die Unterbringung beispielsweise bei nahen Verwandten bedeuten kann. Sind niederschwellige Maßnahmen zur Sicherstellung des Kindeswohls nicht ausreichend, können Unterbringungen zum Beispiel in Pflegefamilien erfolgen. Versucht wird immer, dies mit dem Einverständnis der leiblichen Eltern, zum Beispiel über einen Antrag auf Hilfen zur Erziehung nach dem Sozialgesetzbuch VIII, zu erreichen. Nur wenn dies nicht möglich ist, wird über das Familiengericht ein Sorgerechtsentzug angestrebt, um die Kinder vor akuten Gefahren zu schützen und sicherzustellen, dass ihre Entwicklung angemessen gefördert wird. Akute Gefahren können zum Beispiel in massiver Vernachlässigung bestehen, also wenn das Kind nicht ausreichend Nahrung bekommt, keine witterungsbedingte, angemessene Kleidung trägt und keine körperliche und gesundheitliche Pflege erhält. Dies wirkt sich natürlich im Säuglings- und Kleinkindalter viel schneller sehr dramatisch aus als wenn die Kinder bereits älter sind. Andere Formen der Gefährdung bestehen durch körperliche und psychische Misshandlung, also regelmäßige Schläge und Verletzungen oder eben auch massive Abwertungen bzw. Beschimpfungen des Kindes. Gerade letztere sind oft schwieriger nachzuweisen, können aber gerade auf Dauer das psychische Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Dies gilt ebenfalls für den sexuellen Missbrauch. Die Hintergründe, warum es zur Gefährdung von Kindern in ihren Familien kommen kann, sind vielfältig. Eltern, die selber unter psychischen Störungen, wie zum Beispiel Depressionen, Schizophrenie, aber auch Suchterkrankungen leiden, können in ihrer Erziehungskompetenz und feinfühligen Unterstützung gegenüber ihren Kindern stark eingeschränkt sein. Andere belastende Lebensumstände, wie zum Beispiel Armut oder ein sehr junges Alter der Eltern selber können schwierige Situationen verstärken. Ebenso können massive elterliche Konflikte oder Konflikte mit der eigenen Herkunftsfamilie belastend sein.
- Immer wieder liest man in den Medien von verstörenden Fällen von Kindesmisshandlungen in Familien, aktuell beispielsweise der Fall des jahrelang sexuell missbrauchten Jungen aus Freiburg. Oft wird dann in der Zeitung gefragt: Wusste das Jugendamt, dass etwas nicht stimmte? Hätten die Behörden das Kind nicht schon längst aus der Familie holen müssen?
Warum ist es so schwierig, gefährdete Kinder zum richtigen Zeitpunkt aus Ihren Herkunftsfamilien in Pflegefamilien zu versetzen, um sie vor solchen schweren, langandauernden Misshandlungen zu schützen?
Katja Nowacki: Grundsätzlich haben die Mitarbeiter*innen des Jugendamtes vom Gesetz her die Pflicht, in Vertretung des Staates über das Wohl von Kindern und Jugendlichen zu wachen, wenn die Eltern bzw. Sorgeberechtigten dazu nicht in der Lage sind. In vielen Fällen wird durch Beratungen, gemeinsam erarbeitete Hilfen für und mit den Familien, aber natürlich auch durch gerichtlich eingeleitete Maßnahmen das Kindeswohl unterstützt bzw. sichergestellt. Von den vielen Fällen, in denen das gelingt, ist in der Presse in der Regel nichts zu lesen. Die Fälle, in denen Kinder sehr stark leiden und massiven Schaden nehmen, sind absolut tragisch und bedürfen einer sorgfältigen Aufklärung. Dies wird durch Darstellungen in der Presse mit gefördert und muss auch im Sinne einer breiten Öffentlichkeit sein. Hier kann im Einzelfall deutlich werden, dass auch von Seiten des Jugendamtes Fehler begangen wurden, wenn zum Beispiel Probleme in einer Familie bekannt waren, aber die Maßnahmen nicht umfangreich genug waren bzw. nicht passend waren. Allerdings muss hier ja immer bedacht werden, dass bei den Eltern eine Bereitschaft zur Annahme der Hilfe notwendig ist und Hilfen gegen ihren Willen, vom Gericht durchgesetzt, stichhaltige Beweise für eine Kindeswohlgefährdung erfordern. Sonst könnte dem Staat Willkür vorgeworfen werden. Darüber hinaus müssen Hilfebedarfe von Familien natürlich beim Jugendamt auch bekannt sein. Das heißt, dass Familien durch Fachkräfte, wie zum Beispiel Erzieher*innen im Kindergarten, Familienhebammen, Kinderärzt*innen, aber auch durch Privatpersonen wie Nachbarn und Freunde auf Hilfen aufmerksam gemacht werden oder ggf. auch eine Meldung beim Jugendamt selber erfolgen sollte. Fachkräfte im Rahmen der Jugendhilfe sind zu solchen Meldungen verpflichtet, aber in Deutschland sind zum Beispiel Geheimnisträger*innen wie beispielsweise Ärzt*innen nicht zu einer solchen Meldung verpflichtet. Allerdings dürfen Sie es seit der Einführung des Bundeskinderschutzgesetzes 2012 wenigstens. Dies ist ein großer Unterschied zum Beispiel zu Großbritannien.
Silke Remiorz: Eine Verhinderung dieser von Ihnen angesprochenen Fälle kann wahrscheinlich nie wirklich erreicht werden, es bleibt jedoch abzuwarten, ob es im Zuge einer angestoßenen Reform des Kinder- und Jugendhilfegesetzes eventuell zu einer direkten und indirekten Stärkung der Rechte von Kindern und Jugendlichen kommt, wo zum Beispiel die von Frau Nowacki angesprochenen Geheimnisträger*innen aktiver mit dem Jugendamt kooperieren müssen. Eine Kooperation des Gesundheitswesens mit der Kinder- und Jugendhilfe ist sicherlich als sehr sinnvolle Präventionsmaßnahme anzusehen, die aus meiner Sicht gesetzlich verpflichtend bestehen sollte.
- Im ersten Kapitel stellen Sie das Pflegekinderwesen in Deutschland vor, ziehen aber auch Vergleiche zur Kinder- und Jugendhilfe in den USA, England und Rumänien. Kann sich der deutsche Gesetzgeber von anderen Ländern etwas abschauen, um unser Pflegekinderwesen zu verbessern?
Katja Nowacki: Die kulturellen Hintergründe und historischen Entwicklungen in den verglichenen Ländern sind natürlich andere als in Deutschland, das war uns wichtig darzustellen. Anregungen aus der Praxis anderer Länder müssen immer in den eigenen Kontext eingepasst werden, um sie umsetzbar zu machen. Der massive Ausbau der familiären Hilfen in den USA und England ist einerseits sicherlich sehr gut, andererseits fehlen dann dort aber Alternativen, die wir durch unsere diversifizierte Heimlandschaft haben. Allerdings wäre auch in Deutschland zu überdenken, ob eine Meldepflicht bei Kindeswohlgefährdung auch für Geheimnisträger*innen bestehen sollte, damit hier das Jugendamt unter Umständen schneller eingreifen kann.
Silke Remiorz: Die von uns aufgeführten internationalen Vergleiche dienen aus meiner Sicht auch der Reflexion des eigenen Systems, was sicherlich in der alltäglichen Arbeit als sehr sinnvoll erscheint.
- Der Schwerpunkt Ihres Buchs liegt auf der Bindung bei Pflegekindern. Hierzu gehören verschiedene Aspekte: Bindungstheorien, Bindungsstörungen, die Bindungen des Kindes zur Herkunftsfamilie, zu ehemaligen Pflegefamilien und zur aktuellen Pflegefamilie… was ist denn das Wichtigste, das Pflegeeltern beachten müssen, um die Bindung zwischen ihnen und dem Pflegekind positiv zu beeinflussen?
Katja Nowacki: Ganz wichtig ist aus unserer Sicht ein nachhaltig positives Beziehungsangebot der Pflegeeltern an die Pflegekinder. Das bedeutet, dass schon in der Anbahnungsphase, aber vor allem in der ersten Zeit der Aufnahme, der Beziehungsaufbau im Vordergrund stehen muss. Natürlich kommen, insbesondere bei älteren Kindern, auch Fragen der Erziehung und ggf. der Grenzsetzung dazu, aber ohne eine positive Beziehungsbasis ist dies schwierig durchzusetzen, ohne die Kinder massiv zu verunsichern und ggf. zu (re-)traumatisieren. Dies ist sicherlich für Pflegeeltern oft eine schwierige Aufgabe, da die Kinder aufgrund der eigenen Vorerfahrungen mit großen Ängsten und/oder teilweise starken Verhaltensauffälligkeiten in die neue Familie kommen. Gerade nach einer anfänglichen Anpassungsphase, die auch als „Honeymoonphase“ bezeichnet wird, können die Kinder herausforderndes Verhalten zeigen, was Pflegeeltern und ggf. Geschwister strapazieren kann. Hier ist es wichtig, sich die Hintergründe für ein solches Verhalten zu vergegenwärtigen, um Haltung und Handlung darauf abzustimmen. Die Kinder zeigen teilweise auf der anderen Seite Verhalten, was feinfühlige Pflegeeltern oft ebenfalls verunsichert. So schrecken die Kinder zum Teil vor Trostangeboten zurück, z.B. wenn sie sich weh getan haben, weil sie beispielsweise gelernt haben, dass sie bei Verletzungen eher noch für Ungeschicklichkeiten bestraft werden. Hier ist es wichtig, alternative Reaktionen zu zeigen, also als Pflegeeltern Trostangebote zu machen, damit das Kind Schritt für Schritt lernt, dass die Beziehung anders ist als das, was es vorher erlebt hat. Dies haben wir in dem Fallbeispiel „Torben“ dargestellt, um es nachvollziehbar zu machen. Wenn es irgendwie möglich ist, sollten auch weitere Beziehungsabbrüche verhindert werden, das heißt eine Neuplatzierung eines Kindes in einer anderen Fremdunterbringung vermieden werden. Dies ist natürlich nicht immer möglich, aber oft helfen schon weitere Unterstützungen der Familien und vor allem eine genaue Überlegung, wo die Kinder platziert werden.
Durch ein dauerhaftes, zuverlässiges Beziehungsangebot können sich spezifische Bindungen zu den Pflegeeltern entwickeln. Das bedeutet, dass die Kinder sich in Situationen von Not und Stress vermehrt an die neuen Bindungspersonen wenden. Die Entwicklung hin zu einer organisierten und zum Teil sicheren Bindung zu den neuen Bezugspersonen geht gerade im jungen Alter teilweise sehr schnell. Dies ist für die Vermittlung und die Hilfeplanung natürlich wichtig zu beachten.
- Welche Angebote für Pflegefamilien gibt es in Deutschland, um die Bindungen der Familienmitglieder zueinander zu stärken?
Katja Nowacki: Grundsätzlich bieten Jugendämter Beratungen für Pflegefamilien an, um die Hilfe für das Kind möglichst optimal zu gestalten. Dies kann teilweise an freie Träger delegiert werden, die unter Umständen eine viel höhere Betreuungs- und Beratungskapazität anbieten können. Teilweise erfolgt dies über Sondermodelle, wie in Nordrhein-Westfalen die westfälischen Pflegefamilien. Hier sind Berater*innen mit einem relativ hohen Stundensatz in den Familien, die in der Regel Kinder mit einem erhöhten Betreuungsbedarf aufgenommen haben. Darüber hinaus gibt es spezifische Programme, in denen Pflegeeltern im Umgang mit ihrem Pflegekind, insbesondere im Hinblick auf die Bindungsentwicklung geschult werden.
Silke Remiorz: In unserem Buch haben wir vielfältige Programme aufgeführt, die sowohl in Deutschland als auch international eingesetzt werden, um Pflegefamilien zu unterstützen und zu stärken.
Katja Nowacki: Ein flächendeckenderer Ausbau solcher Unterstützungsprogramme steht in Deutschland jedoch noch aus. Allerdings muss betont werden, dass wir mit den im Gesetz verankerten Hilfen zur Erziehung durchaus schon viele Unterstützungsmöglichkeiten in Deutschland haben. Aber spezifische Ansätze, deren Effizienz für bestimmte Gruppen nachgewiesen sind, könnten noch mehr eingesetzt werden.
- Manche Pflegekinder leiden unter Bindungsstörungen. Wie können sich diese ausdrücken?
Katja Nowacki: Wir haben darauf in unserem Buch ausführlich hingewiesen, da es viel Verunsicherung zu der Frage gibt, was eine unsichere Bindung und was eine Bindungsstörung ist. Kinder, die Symptome einer Bindungsstörung aufweisen, haben oft massive Vernachlässigung und/oder Gewalt erlebt und in der Regel keine festen Bezugspersonen, zu denen sie eine Bindung aufbauen konnten. Bei der sogenannten reaktiven Bindungsstörung (vom gehemmtem Typus) zeigen die Kinder ein extrem zurückgezogenes Verhalten gegenüber Erwachsenen, auch wenn sie diese kennen, wie zum Beispiel Bezugserzieher*innen in Heimeinrichtungen. Sie lassen sich nicht trösten bei Verletzungen oder Kummer und machen teilweise einen apathischen Eindruck. Der Aufbau von Beziehungen zu Gleichaltrigen fällt ihnen besonders schwer und sie zeigen zum Teil Entwicklungsverzögerungen und auch Selbst- sowie Fremdaggressionen. Es fällt positiv auf, dass die Symptome sich relativ schnell zurückentwickeln, wenn sich die soziale Umgebung des Kindes ändert und es eine oder mehrere verlässliche Bezugspersonen bekommt, die sich um sein Wohl intensiv und dauerhaft kümmern. Es handelt sich also um Reaktionen des Kindes auf ein Mangelangebot an verlässlichen und schützenden sozialen Beziehungen. Die andere Reaktionsmöglichkeit der Kinder auf diese Situation ist das sogenannte enthemmte Verhalten, wo die Kinder auf erwachsene Personen immer ähnlich reagieren. Wenn sie sich zum Beispiel verletzen, lassen sie sich von fremden Menschen genauso schnell trösten wie von Menschen, die sie kennen. Man spricht hier von Bindungsstörungen oder Beziehungsstörungen mit Enthemmung. In den bisherigen Studien haben sich diese Symptome nicht so schnell zurückentwickelt wie die reaktive Bindungsstörung vom gehemmten Typus.
Aus unserer Sicht ist es für Fachkräfte, aber auch für Pflegeeltern wichtig, Verhaltensweisen von aufgenommenen Kindern auch unter dieser Perspektive zu betrachten, um mögliche Auffälligkeiten besser einordnen und ihnen begegnen zu können.
- Wie kann man diesen Kindern dabei helfen, gesunde und stabile Bindungen aufzubauen?
Silke Remiorz: Ein sehr wichtiger Aspekt ist, dass die Erwachsenen liebevoll und mit viel Verständnis auf die Kinder zugehen und diesen zeigen, dass sie sie unterstützen und für sie da sind. Verlässliche und liebevolle Bezugspersonen dienen als Grundlage für den Aufbau einer gesunden und stabilen Beziehung. Und selbst wenn es schwierige Situationen gibt, ist es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass dies nicht gleich zu einem Beziehungsabbruch führt.
Katja Nowacki: Für diese genannten Aspekte ist natürlich die Hilfeplanung wichtig und auch das Ermöglichen von langfristigen Aufenthalten in Pflegefamilien, wenn dies für die Entwicklung des Kindes das Beste ist. Je nachdem, wie die Situation der Herkunftsfamilie ist, muss und kann auch hier an dem Beziehungsaufbau bzw. an der Förderung der Beziehung mit dem Kind gearbeitet werden. Im Einzelfall ist aus unserer Sicht das Wohl des Kindes entscheidend und welche sozialen Beziehungen dafür in welchem Ausmaß am besten beitragen können.
- Sie betonen, wie vorteilhaft das familienähnliche Setting in Pflegefamilien für Kinder ist, die in stationären Maßnahmen der Hilfen zur Erziehung untergebracht werden müssen. Doch geeignete Pflegefamilien werden händeringend gesucht. Wie könnte man diese Situation in Deutschland verbessern?
Silke Remiorz: Das ist in der Tat eine schwierige Frage. Einerseits denke ich, dass mehr Anreize für Familien und Paare geschaffen werden sollten, sich dafür zu entscheiden, Pflegefamilien bzw. -eltern zu werden, wobei über die Art der Anreize diskutiert werden muss. Der leidige Aspekt des Geldes sollte nicht die erste intrinsische Motivation dafür sein, ein Kind bei sich aufzunehmen, sondern eher der des Helfen-Wollens. Vielen Pflegefamilien ist außerdem zu Beginn der Aufnahme eines Kindes eventuell nicht klar, dass es auch zu vielfältigen innerfamiliären Belastungen führen kann, ein Pflegekind bei sich aufzunehmen, hier muss eine enge und gute Betreuung durch die zuständigen Pflegekinderdienste erfolgen und stets gewährleistet sein. Ferner sollten die Pflegekinderdienste auch versuchen, andere Formen von Pflegefamilien bzw. Pflegeeltern (z.B. gleichgeschlechtliche Paare oder Patchwork-Familien) stärker zu berücksichtigen. Ebenso können Alleinerziehende auch großartige Pflegemütter oder Pflegeväter sein, wenn sie eine entsprechende soziale Unterstützung haben oder auch bekommen. Gerade im Hinblick auf Diversität gibt es in Deutschland sicherlich noch Nachholbedarf.
Katja Nowacki: Grundsätzlich muss natürlich auch immer die Situation der Pflegefamilie als öffentliche Familie gesehen werden, die aber gleichzeitig – je nach Auftrag – auch eine neue soziale Verortung für das Pflegekind darstellt. Dies ist sicherlich keine ganz leichte Aufgabe, insbesondere dann, wenn Rückführungen in die Herkunftsfamilie – soweit ersichtlich – nicht oder vorläufig nicht möglich sind. In solchen Fällen bauen Pflegeeltern enge Beziehungen bis hin zu Bindungen zu den aufgenommenen Kindern auf, haben aber gleichzeitig keine Gewissheit über die Langfristigkeit der Maßnahme. Dies führt sicherlich dazu, dass sich einige Paare bzw. Familien gegen die Aufnahme eines Pflegekindes entscheiden. Diese Aspekte sollten in der Reform der Pflegekinderhilfe aufgegriffen werden und Dauerpflegefamilien, wo keine Aussicht auf Rückkehr des Kindes in die Herkunftsfamilie besteht, mehr Möglichkeiten zum Verbleib des Kindes eingeräumt werden. Diese Entscheidungen sind aber politisch vertagt worden und der Ausgang ist aktuell noch ungewiss.
- Wir bedanken uns recht herzlich für Ihre Zeit und Mühe!
Das Interview führte Elisabeth Selch.