Glück in Psychologie, Philosophie und im Alltag

MartensHerr Martens, der Buchmarkt ist voll von Glücksbüchern, nun erscheint in einigen Tagen im Kohlhammer Verlag ihr Buch „Glück in Psychologie, Philosophie und im Alltag“.  Worin unterscheidet sich Ihr Buch von den anderen Glücksbüchern?

In meinem Buch verbinde ich einen Überblick über die Glücksforschung der vergangenen Jahre mit einer Zusammenfassung der philosophischen Gedanken der letzten drei Jahrtausende und einfach gehaltenen, selbst erlebten Beispielen aus dem täglichen Leben.

Warum haben Sie sich eigentlich dieses Thema für Ihr Buchprojekt ausgesucht?

Ich beschäftige mich mit diesem Thema schon mein ganzes Leben und wollte mir selbst einen Überblick verschaffen. Nachdem ich kein passendes Buch gefunden habe, habe ich selbst eines geschrieben.

 Die Natur hat dafür gesorgt, dass es, um glücklich zu sein, keines großen Aufwandes bedarf.
Seneca

Ihr Buch hat eine sehr schöne Grundaussage, nämlich die, dass man sein Glück selbst gestalten kann. Herr Martens, können Sie uns ein paar Tipps mit auf den Weg geben, was man z. B. täglich aktiv für sein Glück tun kann?

Es gibt sehr viele Glücksfaktoren, viele praktische Konsequenzen aus der empirischen Glücksforschung, die einem helfen, ein wenig glücklicher oder auch nur zufriedener zu sein. Für mich liegt der wichtigste Weg zum Glück in einer Regel, die man immer wieder hört, die aber doch oft vergessen wird: Wir sollten uns um unsere Freunde und um unseren Partner (wenn man das Glück hat, solche Menschen um sich zu haben) aktiv bemühen.

 Die meisten Menschen sind so glücklich,
wie sie es sich selbst vorgenommen haben.
Abraham Lincoln

Glück in Psychologie, Philosophie und im AlltagSie schreiben auch über das Unglücklichsein. Warum haben es manche Menschen darauf abgesehen, unglücklich zu sein?

Auch hier gibt es mehrere Gründe, die im Buch dargestellt sind. Der wichtigste ist vielleicht, dass viele Menschen in ihrer Jugend gelernt haben, wie es schön ist, bedauert zu werden und sie daher diese Situation immer wieder herstellen wollen – selbst dann, wenn sie von anderen gar nicht bedauert werden und sich nur selbst bedauern.

„Glück fördert Gesundheit“, schreiben Sie. Wie ist das zu erklären?

Die Forschung hat gezeigt, dass Glücklichsein die körpereigenen Abwehrkräfte gegen Krankheiten fördert.

Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist,
habe ich beschlossen glücklich zu sein.
Voltaire

Sie zählen mehrere Wege zum Glück auf, wie z.B. die sozialen Beziehungen. Warum machen Beziehungen eigentlich glücklich?

Um nur einen der vielen Gründe aufzuzählen: Wir Menschen sind soziale Wesen, wir brauchen (dringend) die Zuwendung von anderen Menschen.

Ein weiterer Weg zum Glück ist die Resilienz.  Resilienz ist die Fähigkeit, mit großen Belastungen so umzugehen, dass wir sie bewältigen können. Ist die Fähigkeit zur Resilienz nicht in der Erziehung begründet? Kann man Resilienz auch noch in späteren Jahren lernen?

Es gibt viele Beispiele von Menschen, die darüber berichten, wie sie mir harten Schicksalsschlägen fertig geworden sind, die man sich als Vorbild nehmen kann. Von diesen Lebensläufen können wir uns eine Reihe von Punkten ableiten, die wir beachten sollten und aus denen wir lernen können, wenn es darum geht, mit Schwierigkeiten fertig zu werden. – Und es zeigt sich immer wieder, dass man an Belastungen wachsen kann und dadurch die Fähigkeit Glück zu erleben zunimmt.

„Liebe ist die vielleicht mächtigste Quelle für Glücksgefühle überhaupt…“, so beginnt Ihr Kapitel „Über die Liebe“. Was kann man für die Liebe und somit für mehr Glück tun?

So wie die im Buch zitierte Geschichte von Covey zeigt: Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass Lieben ein Tätigkeitswort ist: Man kann und man muss etwas für seine Liebe tun.

 All you need is love.
John Lennon, The Beatles

Herr Martens, möchten Sie uns von einem persönlichen Glücksmoment erzählen?

Es gibt so viele Glücksmomente in meinem Leben, dass ich große Schwierigkeiten habe, einen auszuwählen. Mein größtes Glück habe ich wahrscheinlich erlebt, als ich – nachdem ich meine erste Familie, meine Frau und zwei kleine Kinder bei einem Flugzeugunglück verloren hatte – nach vielen Jahren erneut eine Frau gefunden habe und schließlich wieder mein erstes Kind (wir haben heute vier Kinder) in den Armen halten konnte.

Was möchten Sie dem Leser mitgeben, bevor er Ihr Buch aufschlägt und liest?

Machen Sie Ihr Herz auf, machen Sie sich bewusst, dass man sein Leben gestalten kann und dass auch Sie Ihr Glück weitgehend selbst in Händen halten. – Sie werden dann auch für andere Glücksbringer sein.

Vielen Dank für das Interview, Ihre Zeit und Mühe.

Jens-Uwe Martens ist Inhaber und Leiter des 1967 gegründeten Instituts für wissenschaftliche Lehrmethoden (IWL) in München. Er ist Buchautor, Coach und Seminarleiter. Zur Website des Autors

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Das Interview führte Joanna Amor.

Fachbereich(e): Psychologie. Schlagwort(e) , , , , , , , . Diese Seite als Lesezeichen hinzufügen.