Silke Heimes ist Ärztin, Autorin und PoesieÂtherapeutin. Sie hat das theraÂpeutische Schreiben sowohl erforscht als auch praktiziert. In unserem kurzen Interview gibt sie EinÂblicke in ihre beiden Bücher „TheraÂpeutisches Schreiben bei Depressionen“ und „TheraÂpeutisches Schreiben bei KrebsÂerkrankungen“, welche das Schreiben als unterstützende TherapieÂform beleuchten. Sie teilt wertvolle ErkenntÂnisse darüber, wie Schreiben sowohl Betroffenen als auch Angehörigen und Freunden helfen kann und gibt darüber hinaus Hinweise für dieÂjenigen, die ihre Angst vor dem weißen Blatt überwinden und den theraÂpeutischen Wert des Schreibens entÂdecken möchten.
Frau Heimes, wie haben Sie gemerkt, dass Schreiben einen positiven Effekt hat, welche ErfahÂrungen haben Sie gemacht?
Ich selbst habe schon sehr früh mit dem SchreiÂben angefangen und es hat mich mein Leben lang durch alle emotioÂnalen Höhen und Tiefen begleitet. Als ich dann im Studium auf einer psychoÂsomatischen Station angefangen habe, wollte ich es genau wissen und habe meine DoktorÂarbeit diesem Thema gewidÂmet und seither sowohl wissenÂschaftÂlich als auch praktisch zu und mit dem theraÂpeutiÂschen Schreiben gearbeitet.
Als Leiterin des Instituts für kreatives und theraÂpeuÂtisches Schreiben haben Sie beruflich viel Erfahrung mit Schreiben als TherapieÂform. In welcher Form wird Schreiben einÂgesetzt und wie kann es Betroffenen helfen?
Schreiben kann entweder in EigenÂregie als Hilfe zur SelbstÂhilfe oder zur PsychoÂhygiene eingesetzt werden oder mit theraÂpeutischer BegleiÂtung. Meiner ErfahÂrung nach sind viele TheraÂpeutinnen und TheraÂpeuten offen für diese TherapieÂform, auch wenn sie keine expliÂzite AusbilÂdung für das theraÂpeutische Schreiben durchÂlaufen haben. Zudem kann man in den Kliniken immer häufiger GruppenÂtherapien in diesem Bereich finden und auch AngeÂbote außerÂhalb der Klinik, auch wenn es dabei gilt, genau hinzuÂsehen, wer diese Kurse anbietet, will sagen, ob der*diejenige theraÂpeutische Expertise hat.
Die von einer Depression oder einer KrebsÂerkrankung Betroffenen befinden sich in einer AusnahmeÂsituation. Doch auch für AngehöÂrige oder den FreundesÂkreis ist diese Situation nicht einfach. Wie können naheÂstehende Personen von Ihren beiden Büchern profiÂtieren?
Erstens können die Inhalte meiner Bücher dazu beitragen, dass AngeÂhörige und Freunde etwas über die jeweiÂlige KrankÂheit erfahren und was diese vor allem psyÂchisch für Betroffene bedeutet. Zweitens können sie den Betroffenen besser zur Seite stehen und ihnen bei den SchreibÂübungen Interesse entgegenÂbringen und sie in ihrem SchreibÂprozess begleiten. Drittens können sie selbst schreiben, um sich zu entÂlasÂten und besser zu verstehen, was ihre eigenen BedürfÂnisse sind, trotz der ErkranÂkung des geliebÂten Menschen. Und viertens können sie über das Schreiben in einen speziellen Dialog mit den Betroffenen treten.
Einfach drauf los schreiben, ist oft gar nicht so einfach, besonders für Menschen, die nicht regelÂmäßig schreiben. Wie lässt sich die Angst vor dem weißen Blatt umgehen?
Indem ich mir ein Buch mit SchreibÂübungen besorge und mich dann von den Ãœbungen anÂleiten und inspiÂrieren lasse, die mich besonÂders ansprechen oder die etwas in mir ausÂlösen. Es gibt auch sogeÂnannte AusÂfüllÂtageÂbücher, die Programme über mehrere Wochen umfassen und SchreibÂimpulse für jeden Tag anbieten.
Eine persönÂiliche Frage zum Abschluss: Wie gehen Sie selbst mit Ihren eigenen GedankenÂnotizen um? Heben Sie sie auf und lesen sie nach einiger Zeit nochmal?
In der Regel reicht es mir, die Dinge aufzuÂschreiben. Meistens erinnere ich die zenÂtralen ErkenntÂnisse ganz gut, ohne sie noch einmal nachzuÂlesen. Und alle 3–5 Jahre sortiere ich alte NotizÂbücher aus.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Mühe!
Silke Heimes
Therapeutisches Schreiben bei Depressionen
Hilfe zur Selbsthilfe
2023. 112 Seiten. Kart.
€ 22,–
ISBN 978-3-17-042362-6
Silke Heimes
Therapeutisches Schreiben bei Krebserkrankungen
Hilfe zur Selbsthilfe
2023. 104 Seiten. Kart.
€ 22,–
ISBN 978-3-17-042365-7