Katharina Kitze über den Burnout in der Sozialen Arbeit

Prof. Dr. Katharina Kitze

Burnout ist in der Arbeitswelt ein großes Thema, ganz besonders in den sozialen Berufen. Warum das so ist und wie Burnout auch präventiv begegnet werden kann, lesen Sie im Interview mit Professorin Katharina Kitze, Autorin der Lehrbuchs „Burnout – Grundlagen und Handlungswissen für soziale Berufe“.

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Katharina Kitze
Burnout
Grundlagen und Handlungswissen für soziale Berufe

2021. 192 Seiten. Kart. € 29,–
ISBN 978-3-17-037643-4

Aus der Reihe „Grundwissen Soziale Arbeit“

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Frau Kitze, Burnout in sozialen Berufen ist Ihr Thema. Warum sind gerade Sozialarbeitende überproportional von Burnout betroffen?

Die Ursachen von Burnout sind sowohl in der Person als auch in den Umgebungsbedingungen zu suchen. So wählen Menschen mit bestimmten Charakteren oft bestimmte Berufe. In der Sozialen Arbeit sind das häufig Personen, die übermäßig gern anderen Menschen helfen, sich selbst jedoch wenig stützen, das nennt sich „Helfersyndrom“. Auf der anderen Seite begegnet uns eine Klientel mit hoher emotionaler Belastung, die es zu verarbeiten gilt. Kommen dann noch typische Arbeitsbedingungen wie hohe Fallzahlen, wenig Anerkennung des Berufs und die meist prekäre Beschäftigung im sozialen Sektor dazu, steigt die Gefahr eines Burnouts.

Sie haben ein Lehrbuch zu Burnout für unsere Reihe „Grundwissen Soziale Arbeit“ geschrieben. Wie haben Sie das Thema aufgearbeitet?

Professionelles Arbeiten bedeutet, sich auf wissenschaftliche Grundlagen zu stützen und diese auf die Praxis zu übertragen. Im Buch setze ich daher auf die Vermittlung von fundiertem Fach- und Methodenwissen sowie praktisch nützlichen Instrumenten. Dadurch können sozial Tätige ihre Klientel differenzierter betrachten und fachlich reagieren. Gleichzeitig habe ich den Anspruch, die Sozialarbeitenden selbst zu stärken, um das beruflich erhöhte Burnout-Risiko zu minimieren und zur Professionalisierung der Sozialen Arbeit beizutragen.

Über Burnout sind viele Mythen im Umlauf – woran kann man Burnout erkennen?

Bei Burnout handelt es sich nicht einfach um eine Erschöpfung durch die Arbeit. Burnout ist durch eine emotionale Überforderung gekennzeichnet, so dass Betroffene frustriert sind und sich ausgelaugt fühlen. Das führt zugleich zu dem Gedanken, nicht genug leisten zu können, inkompetent zu sein. Deutlich wird Burnout auf der Verhaltensebene. Die Betroffenen entwickeln negative Einstellungen zu ihrer Arbeitstätigkeit und verhalten sich gegenüber dem Kollegium und der Klientel kaltherzig und distanziert.

Wie können die Organisationen der Sozialen Arbeit diesem Trend entgegenwirken?

Einrichtungen der Sozialen Arbeit müssten für stabilere Beschäftigungsverhältnisse und vor allem für emotionale Verarbeitungsmöglichkeiten wie Supervision oder Coaching sorgen. Gerade im Personalbereich oder im betrieblichen Gesundheitsmanagement können Gefährdungsanalysen mit daraus resultierenden Veränderungen organisatorischer Abläufe, der Arbeitsstrukturen und des sozialen Miteinanders durchgeführt werden, um ein sozial kompetentes und professionelles Arbeiten zu ermöglichen.

Und was können die Fachkräfte sozialer Berufe selbst tun, um sich vor Burnout zu schützen?

Wie in jedem Berufsstand müssen auch Sozialarbeitende lernen mit Arbeitsstress angemessen umzugehen. Das Besondere an der Sozialarbeit ist, dass sie zu den Berufen gehört, in denen eine ständig helfende Haltung gegenüber anderen Menschen verlangt wird und die Art der Tätigkeit eine stark fordernde emotionale Komponente besitzt. Neben der für die Arbeitsbeziehung wichtigen Empathie ist daher eine hinreichend distanzierte Haltung gegenüber der Klientel nötig. Wie dies gelingen kann, lesen Sie im Buch.


Prof. Dr. Katharina Kitze lehrt an der Hochschule Magdeburg-Stendal mit den Schwerpunkten Psychosoziale Gesundheit und psychosoziale Versorgung im Lebenslauf.

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