Sozialpsychiatrie als Handlungsfeld der Sozialen Arbeit

In der Sozialpsychiatrie unterstützt die Soziale Arbeit Menschen mit psychischen Erkrankungen dabei, ihre gesellschaftliche Teilhabe zu sichern. Dabei geht sie recovery-, ressourcen- und empowermentorientiert auf die Bedarfe der Zielgruppe ein.

Umschlagabbildung des Buches

Dieter Röh/Elisabeth Schreieder
Sozialpsychiatrie als Handlungsfeld der Sozialen Arbeit

2022. 234 Seiten. Kart. € 36,–
ISBN 978-3-17-036897-2

Grundwissen Soziale Arbeit

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Welche sozialen Probleme betreffen Menschen mit psychi­schen Krankheiten besonders?

Prof. Dr. Elisabeth Schreieder

Vor allem Menschen, die länger­fris­tig psych­isch erkran­ken, gera­ten immer stär­ker an den gesell­schaft­lichen Rand, da sie häufig in Armut und sozial iso­liert leben. Zudem sind sie durch die zweite Krank­heit (A. Finzen), also die gesell­schaft­liche Stig­mati­sie­rung und Dis­krimi­nie­rung, beson­ders belas­tet. Wie viele andere Per­sonen auch, die sich in pre­kären Lebens­lagen befin­den, finden sie häufig keinen pass­enden Wohn­raum oder eine geeignete Arbeit.

Welche Aufgabenfelder kann die Soziale Arbeit in der Sozial­psychia­trie umfassen?

Prof. Dr. Dieter Röh

In der Sozialpsychiatrie kann die Soziale Arbeit sowohl sozial­thera­peu­tisch tätig werden, z.B. im Rahmen psycho­sozia­ler Bera­tung oder thera­peuti­scher Grup­pen­arbeit, wie auch durch Res­sourcen­erschlie­ßung und Vernet­zung im Sozial­raum. Daneben spielt Case Manage­ment eine zen­trale Rolle, da die Ziel­gruppe häufig verschie­dene Bedarfe hat und „der Fall“ nur in ko­ope­rati­ver Form ver­schie­dener AkteurInnen be­arbei­tet werden kann.

Mit welchen Hilfs­formen und Leis­tungs­ange­boten können Sozial­arbei­terInnen Men­schen mit psy­chi­schen Krank­heiten unterstützen?

SozialarbeiterInnen unter­stüt­zen meist ganz kon­kret im Alltag, stehen dort an der Seite der Klien­tel, ver­tre­ten ihre Inte­res­sen oder moti­vie­ren sie dazu, dies selbst zu tun. Vieles davon, z.B. Gesprä­che oder Gruppen­ange­bote, wirken ent­las­tend und hel­fen bei der Ver­mei­dung oder Bewäl­ti­gung von Krisen. Aber auch die fall­unab­hän­gige oder fall­über­grei­fende Netz­werk­arbeit im Sozial­raum kann Stig­mati­sie­rungs­effekte mil­dern oder neue Teil­habe­chancen eröff­nen. Wichtig im Rahmen der Hilfs­ange­bote ist auch noch der Selbst­hilfe­aspekt, also der Zusam­men­schluss der Betrof­fenen unter­einan­der. Dieser kann und wird auch von Sozial­arbei­tenden unterstützt.

Wie können sich Sozial­arbei­terInnen im Bereich der Sozial­psy­chia­trie auch gegen­seitig unterstützen?

Die tägliche Arbeit ist häufig auch für die Sozial­profes­sionel­len an­stren­gend und hier braucht es ein mög­lichst aus­glei­chen­des Privat­leben. Psychosoziale Belas­tun­gen, die wäh­rend der Ar­beit ent­stehen, soll­ten auch dort gelöst werden. Dabei stellt die Kolle­giale Bera­tung eine sehr nie­drig­schwel­lige Mög­lich­keit dar, Nähe-Distanz-Probleme zu klä­ren oder sich in ande­ren Fragen von den KollegInnen beraten und unter­stützen zu lassen.


Prof. Dr. Elisabeth Schreieder lehrt Soziale Arbeit an der Hoch­schule für Künste im Sozia­len Otters­berg und an der FH Kiel. Prof. Dr. Dieter Röh lehrt Wissen­schaft der Sozia­len Arbeit an der HAW Hamburg.

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