Kunst in der Pädagogik – Interview mit Georg Peez

Georg Peez

Kunst ist Ausdruck einer Gesellschaft. Um den Kunst­interes­sierten den Weg zu ebnen, bietet unser Stan­dard­werk zur Kunst­pädagogik ein solides und weit­gefäch­ertes Basis­wissen nicht nur für angehende Kunst­pädago­ginnen und -pädagogen. Erfahren Sie im Interview mit dem Autor Georg Peez mehr über neue Methoden und die aktuellen Entwick­lungs­linien des Faches.

Umschlagabbildung des Buches

Georg Peez
Einführung in die Kunstpädagogik

6., erweiterte und überarbeitete Auflage
2022. 212 Seiten, 27 Abb. Kartoniert. € 29,–
ISBN 978-3-17-041222-4

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Herr Professor Peez, kann man Kunst lehren?

Man kann sicher lehren, warum etwas in unserer Gesellschaft als Kunst angesehen wird und anderes wiederum nicht. Bezogen auf die gestalterische Praxis lassen sich zweifellos die verschiedensten bildnerischen Verfahren unterrichten, kunstdidaktisch aufbereiten und somit auch lehren. Doch tiefe, berührende Kunsterfahrung gelingt kaum durch Vermittlung, Lehre oder Verstehen. Dieses Dilemma ist immanent für die Kunstpädagogik: Das Buch zeigt Wege auf, wie hiermit umzugehen ist, dass Impulse für authentische Kunsterfahrung auch in Lehrsituationen wie dem schulischen Kunstunterricht erfolgen können.

Welche Berufsfelder sind an die Kunstpädagogik angeschlossen?

Über den Kunstunterricht in den verschiedenen Formen der allgemein bildenden Schulen hinaus sind dies die Kunstmuseen, die Erwachsenenbildung – speziell in einer alternden Gesellschaft –, die Soziale Arbeit und der außerschulische Bereich für Heranwachsende, etwa Jugendkunstschulen.

Die Kunstpädagogik hat sich in den letzten Jahren in neuen Feldern weiterentwickelt. Wie sehen die Aussichten für die Berufe in der Kunstdidaktik aus?

Seit längerem besteht ein Mangel an Kunstlehrkräften. Zugleich haben sich zwischen Schule und außerschulischen Angeboten durch die flächendeckende Einführung der Ganztagsschule vielfältige Kooperationen ergeben. Interessenspezifische Angebote für Kinder und Jugendliche aus tendenziell bildungsfernen Elternhäusern erhöhen deren Bildungserfolge. Auch um die globale ökonomische Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, setzt die Bildungspolitik auf den Ausgleich von Defiziten. Die Berufsfelder der Kunstpädagogik arbeiten dem zu und ermöglichen gleichzeitig kulturelle Teilhabe.

Nach wie vor beherrschen die Maßnahmen der Corona-Pandemie den Alltag im Schul- und Hochschulbereich. Wie kann in Zeiten des Distanzunterrichts Kunst vermittelt und nähergebracht werden?

Digitale Angebote im Bereich der Kunst verlagern sich zur Mobilität hin, also zu Tablet und Co. Ein Mix aus physischer und virtueller Realität wird verstärkt auch die Kunst prägen. Beispielsweise kann durch die virtuelle 3-D-Darstellung oder -Reproduktion eines Werkes etwa mittels Augmented-Reality-Technologie stärker in ein Werk „eingetaucht“ werden. Kinder und Jugendliche schaffen eigenhändig Mix-Reality-Werke, um selbst kreativ zu sein und um mit dem bewussten Changieren zwischen den analogen und digitalen Optionen vertraut zu werden. Dafür entwickelt Kunstpädagogik derzeit Konzepte.

Gibt es bereits neue (digitale) Möglichkeiten und Angebote in der Kunstvermittlung?

Mit Blick auf kulturelle Teilhabe in einer immer diverseren Gesellschaft und in globalen Kontexten kann es zukünftig weniger um die klassische Vermittlung von Kunst gehen. Die kunstdidaktisch angeregte und durchdachte Ermöglichung von Kommunikation auf Augenhöhe über Kultur und Kunst wird die Angebote in Zukunft stärker prägen. Der Ansatz der im Sommer in Kassel stattfindenden „documenta fifteen“ weist einen solchen Weg zu Partizipation und Kollektivität. Global kann dies mit Hilfe digitaler Vernetzung geschehen; vor Ort natürlich in unmittelbarer Begegnung mit Werken und Menschen.

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