Corona in Deutschland – Die Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik

Was lokal im chinesischen Wuhan begann, ist zu einem Jahrhundertereignis geworden: COVID-19. Wie steht Deutschland vor, während und nach der großen Pandemie da? Der Beantwortung dieser Frage widmen sich in diesem Band Experten verschiedener Disziplinen: aus Geschichte, Medizin, Wirtschaft, IT, Politologie und Journalismus. In klaren Worten, gut lesbar und fundiert aufbereitet, erklärt das Autorenteam Zusammenhänge und Konsequenzen der aktuellen Corona-Krise. Die Pandemie wird in einen weiteren historischen Kontext eingeordnet und man erfährt, was die Corona-Krise letztlich für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik mit sich bringt.

Prof. Dr. Stefan Iskan im Interview über sein aktuelles Buch „Corona in Deutschland“ und warum sich die großen geo-strategischen Themenblöcke der Zukunft nicht von denen der „Vor-Corona-Zeit“ unterscheiden.

Neu!

Stefan Iskan (Hrsg.)
Corona in Deutschland
Die Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik

2020. 176 Seiten. Kart. € 18,–
ISBN 978-3-17-039608-1

Aus der Reihe „Perspektiven auf Gesellschaft und Politik“

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Herr Iskan, Ihr Buch „Corona in Deutschland – Die Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik“ möchte eine Perspektive für die Zukunft geben. Die aktuellen Zahlen der Neuinfektionen sind jedoch besorgniserregend. Woher nehmen Sie diesen Optimismus und Zuversicht?

In jeder Krise steckt auch ein Schatz an Chancen. Chancen für den Staat, Unternehmen und jeden einzelnen von uns selbst. Davon bin ich überzeugt. Losgelöst von der medizinischen Komponente, die Herr Ulrichs im Buch präzise aufdröselt, könnten die Menschen der Corona-Pandemie mit ihren unterschiedlichen, systemischen Folgewirkungen auch mit einer gewissen Zuversicht entgegengehen. Denn diese Pandemie stellt – wie es die historische Dimension in unserem Buch zeigt – keine Ausnahme in der Weltgeschichte dar. In Fragen des Verlaufs, Maßnahmen und etwaiger Konsequenzen scheint die Menschheit insofern keineswegs Neuland zu betreten. Von daher gibt es in der anstehenden Zeit, die von radikalen Veränderungen geprägt sein wird, durchaus auch Komponenten, an denen wir uns ausrichten können. Und auch Herr Korte kommt aus soziologischer Sicht in unserem Buch zum Schluss, dass Zukunftserzählungen als mobilisierende Kraft in der Politik wirken können. Das gilt im Übrigen auch für Verantwortungsträger in der Wirtschaft. Ich bin also nicht nur Logistiker, sondern auch realistischer Optimist.

Aber Sie formulieren auch, dass „Unternehmen und öffentliche Einrichtungen nicht mehr in die Zukunft fahren“. Widerspricht sich das nicht?

Keineswegs. Denn dieser Satz ist an eine zentrale Bedingung geknüpft. In meinen Augen haben wir es bei Corona mit einer so tiefen Krise und einer so gewaltigen Veränderung zu tun, aus der wir – anders als zum Beispiel in der Finanzkrise 2008/209 – mit einem einfachen aber brutalen Cost Cutting nicht mehr herauskommen. Wir hatten vor der Corona-Krise bereits einen Megatrend – nämlich die Digitalisierung. Dies wird im Beitrag von Herrn Kölbl und mir in aller Deutlichkeit gezeigt. Staaten, Behörden und auch Unternehmen, die jetzt neben einem rigorosen Cash Management nicht auch zeitgleich in das „zukunftsfähig Machen“ investieren, werden aus dieser Krise nicht mehr ohne massive Schäden herausfahren. Die Corona-Krise wird ihr Genickbrecher. Das oberste Credo in der Corona-Krise muss lauten: Cash Management und Investieren. Parallel!

Sie fordern in Ihrem Buch, dass die Menschen in Deutschland nicht den Blick für das „Große Ganze“ verlieren dürfen. Was meinen Sie damit?

Viele Themenbereiche werden nur noch von der Corona-Pandemie überlagert, wie Herr Schultz in seinem Beitrag für unser Buch eindrücklich zeigt Wir sind gut beraten uns von den Wirren der Mikro-Berichterstattung zu lösen und eine Art Helikopter-Perspektive einzunehmen. Dann werden wir feststellen, dass die ganz großen geo-strategischen Themenblöcke der Zukunft sich nicht wesentlich von denen der Vor-Corona-Zeit unterscheiden. Das will ich mit dem Buch den Menschen vor Augen führen.

Und was sind dann die Großen Themen in Ihren Augen?

Hierzu gehört sicherlich neben dem Klimawandel der Handelskrieg zwischen den USA und China. Oder sprechen wir besser vom Kampf um die technologische Vorherrschaft und den Wettlauf um die digitale Währungshoheit. Dazu gehört aber auch Chinas Neue Seidenstraße, Geostrategie par excellence. Der Trend hin zu noch größeren Haushaltsdefiziten weltweit und die Verzahnung der Politik mit der Wirtschaft, die Inflationierung gefragter Assets und die damit einhergehende Spreizung in unserer Gesellschaft. Zu nennen sind aber auch die Konsequenzen für den Immobilienmarkt, die Rolle der Digitalisierung, Branchen-Gewinner und -Verlierer und letztlich Arbeitsplatz-Substitution. Aber auch Themen, die mit einer zu Ende gedachten Industrie 4.0 Welt in den Schwellenländern einhergehen. Eine Entwicklung, die nicht nur lokal gesellschaftliche Stabilität untergraben, sondern gar die globale Stabilität im Ganzen gefährden könnte.

Prof. Dr. Stefan Iskan

Herausgeber:
Prof. Dr. Stefan Iskan, Professur für Logistik und Wirtschaftsinformatik, insbes. Automotive SCM und Digitalisierung, an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen.

Autoren:
Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Prof. Dr. Tanjev Schultz, Prof. Dr. Timo Ulrichs, Prof. Dr. David Engels, Robert Kölbl, Pelin Iskan

Das Interview führte Dr. Peter Kritzinger aus dem Lek­torat des Bereichs Geschichte/ Politik/ Gesell­schaft.

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