Was macht die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) zur am besten evaluierÂten Methode zur BehandÂlung der BorderÂline-PersönÂlichkeitsÂstörung (BPS)?
Die DBT wurde in den 1980er Jahren von Prof. Dr. Marsha Linehan entwickelt. Schon von Anfang an war Linehan darum bemüht, ihre neu entwickelte MethoÂde auf deren EffektiÂvität zu überÂprüfen Die ersten PubliÂkationen, die eine EffektiÂvität der DBT nachÂweisen konnten, erschienen in den Jahren 1991 und 1993. Schon immer war es Ziel der DBT-EntwickÂlerInnen und ‑PraktikerInnen, mit einer WeiterÂentwicklung der DBT auf aktuelle StudienÂergebnisse zu reagieÂren. ZusätzÂlich wurde die DBT fortÂwährend an aktuelle GegebenÂheiten und ErforderÂnisse angeÂpasst, worüber zahlÂreiche ModifiÂkationen (setting- wie auch störungsspezifisch) entwickelt und evaluiert wurden. Aus diesem Grund liegt für die DBT mittlerÂweile eine große Anzahl an Studien vor, welche die DBT sowohl unter standardiÂsierten wie auch unter naturaÂlistischen BedinÂgungen unterÂsucht haben. In den S3-Leitlinien wird die DBT aus diesem Grund als die Methode mit den meisten WirkÂsamkeitsÂnachweisen geführt.
Zur DBT wurden bereits viele Bücher veröffentÂlicht. Warum sollten LeserInnen bei dieser recht großen Auswahl zu Ihrem Buch greifen – worin hebt es sich von den KonkurrenzÂwerken ab?
Das Buch beschreibt kompakt und klar strukturiert die DBT, deren AnwendungsÂgebiete und EffektiÂvität.
Die DBT wurde für die BehandÂlung von BPS-PatientInnen entwickelt. Gibt es auch andere StörungsÂbilder, bei denen die DBT erfolgÂreich eingeÂsetzt wird?
Die DBT kann für nahezu alle StöÂrungen, denen eine Störung der EmotionsÂregulation zugrunde liegt, zur AnwenÂdung gebracht werden. Evaluierte KonÂzepte liegen für die BehandÂlung einer EssÂstörung, einer SubstanzÂabhängigkeit, einer AD(H)S, einer PTBS, einer Depression sowie StöÂrungen der EmotionsÂregulation im Jugendalter vor.
Welches sind die zentraÂlen Elemente der DBT?
Die zentralen Elemente der DBT sind deren HalÂtung, die sehr klare StrukÂtur, die Dialektik, das Konzept des Wise Mind, das FertigÂkeitenÂtraining und die Arbeit im KonsulÂtationsÂteam. Die Haltung zeichnet sich durch acht GrundÂannahmen aus, welche eine wohlÂwollend-empathische und gleichÂzeitig sehr klare BegegÂnung zwischen TheraÂpeutIn und PatientIn befördern. Eine transÂparente und vorweg definierte TherapieÂstruktur bietet auch innerlich sehr unstruktuÂrierten, weil sehr emoÂtionalen Menschen, einen für sie haltÂgebenden Rahmen. Die Dialektik bietet den weltÂanschauÂlichen Rahmen, unter welchem die DBT wirksam wird; sie ist bestimmt durch die HerausÂarbeitung sich widerÂsprechender Wahrheiten (z. B. „Ich möchte mich verändern, habe aber zu viel Angst davor“) und der EntÂwickÂlung indiviÂdueller Lösungen. Das Konzept des Wise Mind gilt als die effektivste FertigÂkeit zur Auflösung zweier sich widerÂsprechender Pole. Im FertigÂkeitenÂtraining werden im Rahmen eines GruppenÂtrainings die für eine VeränÂderung notwendigen FertigÂkeiten vermittelt.
Im KonsultationsÂteam treffen sich regelÂmäßig mit DBT arbeitende TherapeutInnen; darüber soll zum einen gewährÂleistet werden, dass die PatientInnen stets die bestÂmögliche DBT erhalten („Mehrere Köpfe sehen mehr als einer“) und zum anderen die einzelnen TheraÂpeutInnen vor einem Burn-out geschützt werden. Im UnterÂschied zu den meisten anderen TherapieÂmethoden wird die DBT damit von einem Team sich gegenÂseitig unterÂstützender TheraÂpeutInnen durchgeführt.
Was würden Sie einer TheraÂpeutIn mitgeben, die die DBT zum ersten Mal anwenÂden will?
Seien Sie dicht bei sich, seien Sie authenÂtisch, seien Sie feinÂfühlig – und glauben Sie an Ihr Gegenüber.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Mühe!
Christian Stiglmayr
Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
2024. 145 Seiten mit 3 Abb. und 3 Tab. Kart.
€ 27,–
ISBN 978-3-17-036266-6
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