Therapeutisches Schreiben

Hilfe zur Selbsthilfe

Silke Heimes ist Ärztin, Autorin und Poesie­therapeutin. Sie hat das thera­peutische Schreiben sowohl erforscht als auch praktiziert. In unserem kurzen Interview gibt sie Ein­blicke in ihre beiden Bücher „Thera­peutisches Schreiben bei Depressionen“ und „Thera­peutisches Schreiben bei Krebs­erkrankungen“, welche das Schreiben als unterstützende Therapie­form beleuchten. Sie teilt wertvolle Erkennt­nisse darüber, wie Schreiben sowohl Betroffenen als auch Angehörigen und Freunden helfen kann und gibt darüber hinaus Hinweise für die­jenigen, die ihre Angst vor dem weißen Blatt überwinden und den thera­peutischen Wert des Schreibens ent­decken möchten.

Portrait von Silke Heimes
Silke Heimes (Foto: Christoph Rau)

Frau Heimes, wie haben Sie gemerkt, dass Schreiben einen positiven Effekt hat, welche Erfah­rungen haben Sie gemacht?

Ich selbst habe schon sehr früh mit dem Schrei­ben angefangen und es hat mich mein Leben lang durch alle emotio­nalen Höhen und Tiefen begleitet. Als ich dann im Studium auf einer psycho­somatischen Station angefangen habe, wollte ich es genau wissen und habe meine Doktor­arbeit diesem Thema gewid­met und seither sowohl wissen­schaft­lich als auch praktisch zu und mit dem thera­peuti­schen Schreiben gearbeitet.

Als Leiterin des Instituts für kreatives und thera­peu­tisches Schreiben haben Sie beruflich viel Erfahrung mit Schreiben als Therapie­form. In welcher Form wird Schreiben ein­gesetzt und wie kann es Betroffenen helfen?

Schreiben kann entweder in Eigen­regie als Hilfe zur Selbst­hilfe oder zur Psycho­hygiene eingesetzt werden oder mit thera­peutischer Beglei­tung. Meiner Erfah­rung nach sind viele Thera­peutinnen und Thera­peuten offen für diese Therapie­form, auch wenn sie keine expli­zite Ausbil­dung für das thera­peutische Schreiben durch­laufen haben. Zudem kann man in den Kliniken immer häufiger Gruppen­therapien in diesem Bereich finden und auch Ange­bote außer­halb der Klinik, auch wenn es dabei gilt, genau hinzu­sehen, wer diese Kurse anbietet, will sagen, ob der*diejenige thera­peutische Expertise hat.

Die von einer Depression oder einer Krebs­erkrankung Betroffenen befinden sich in einer Ausnahme­situation. Doch auch für Angehö­rige oder den Freundes­kreis ist diese Situation nicht einfach. Wie können nahe­stehende Personen von Ihren beiden Büchern profi­tieren?

Erstens können die Inhalte meiner Bücher dazu beitragen, dass Ange­hörige und Freunde etwas über die jewei­lige Krank­heit erfahren und was diese vor allem psy­chisch für Betroffene bedeutet. Zweitens können sie den Betroffenen besser zur Seite stehen und ihnen bei den Schreib­übungen Interesse entgegen­bringen und sie in ihrem Schreib­prozess begleiten. Drittens können sie selbst schreiben, um sich zu ent­las­ten und besser zu verstehen, was ihre eigenen Bedürf­nisse sind, trotz der Erkran­kung des gelieb­ten Menschen. Und viertens können sie über das Schreiben in einen speziellen Dialog mit den Betroffenen treten.

Einfach drauf los schreiben, ist oft gar nicht so einfach, besonders für Menschen, die nicht regel­mäßig schreiben. Wie lässt sich die Angst vor dem weißen Blatt umgehen?

Indem ich mir ein Buch mit Schreib­übungen besorge und mich dann von den Übungen an­leiten und inspi­rieren lasse, die mich beson­ders ansprechen oder die etwas in mir aus­lösen. Es gibt auch soge­nannte Aus­füll­tage­bücher, die Programme über mehrere Wochen umfassen und Schreib­impulse für jeden Tag anbieten.

Eine persön­iliche Frage zum Abschluss: Wie gehen Sie selbst mit Ihren eigenen Gedanken­notizen um? Heben Sie sie auf und lesen sie nach einiger Zeit nochmal?

In der Regel reicht es mir, die Dinge aufzu­schreiben. Meistens erinnere ich die zen­tralen Erkennt­nisse ganz gut, ohne sie noch einmal nachzu­lesen. Und alle 3–5 Jahre sortiere ich alte Notiz­bücher aus.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Mühe!

Silke Heimes
Therapeutisches Schreiben bei Depressionen
Hilfe zur Selbsthilfe

2023. 112 Seiten. Kart.
€ 22,–
ISBN 978-3-17-042362-6

LeseprobeBuch kaufen

Silke Heimes
Therapeutisches Schreiben bei Krebserkrankungen
Hilfe zur Selbsthilfe

2023. 104 Seiten. Kart.
€ 22,–
ISBN 978-3-17-042365-7

LeseprobeBuch kaufen

Bleiben Sie auf dem Laufenden –
Abonnieren Sie den Kohlhammer Newsletter