Das Ziel unseres Autors war es, keinen der üblichen Ratgeber zu verfassen, sondern auf verständliche Art die grundlegenden Wirkmechanismen von Psychopharmaka und Drogen zu vermitteln. Über seine Ansichten und Überzeugungen gibt er im Gespäch Auskunft.
Burkhard Voß
Psychopharmaka und Drogen
Fakten und Mythen in Frage und Antwort
2020. 166 Seiten mit 3 Abb. Kart.
€ 22,–
ISBN 978-3-17-037074-6
In Ihrem Werk beschreiben Sie Psychopharmaka und Drogen auf eine zugänglichere Weise, als es die meisten Fachbücher tun. Woher kam die Idee bzw. die Motivation für diese Umsetzung?
Motivation war für mich, eben nicht eines der üblichen Ratgeberbücher zu schreiben mit Nebenwirkungen, Dosierungsangaben. Denn diese gibt es zur Genüge. Mich interessierte viel mehr die Darstellung und Vermittlung der grundlegenden Wirkmechanismen von Psychopharmaka und Drogen. Das Ganze natürlich in einer einfachen und klaren Sprache oder, wie es Konfuzius einmal ausdrückte: „Die ganze Kunst der Sprache besteht darin, verstanden zu werden.“
Sie beschreiben den Erfolg von Psychopharmaka wie auch deren Risiken. Nennen Sie ein Beispiel?
Einer der größten Erfolge war sicherlich die Entwicklung der Antipsychotika in den 1950er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Das ermöglichte zumindest einigen Patienten, die Jahrhunderte vorher nur verwahrt und fixiert worden sind, wieder ein normales Leben zu führen. Andererseits hat diese Medikamentengruppe aber auch zum Teil erhebliche Nebenwirkungen, die bspw. der Parkinson-Krankheit gleichen.
Psychopharmaka und Drogen – wo ist die Trennlinie zu ziehen oder gibt es gar einen fließenden Übergang?
Die o. g. Antipsychotika haben sicherlich keinerlei suchterzeugende Wirkungen. Bei den Benzodiazepinen, wie z. B Valium oder Tavor, sieht das schon ganz anders aus. Eine klare Trennlinie lässt sich hier nicht ziehen, vielmehr handelt es sich um einen Graubereich zwischen guter therapeutischer Wirkung bei Ängsten und deutlicher Suchtpotenz bei regemäßiger Einnahme.
Sie schreiben, dass Ihr Buch von Ihren Gesprächen mit Ihren Patienten inspiriert ist. Welche Patientenerzählung hat Sie besonders beeindruckt?
Antidepressiva aus der Gruppe der Serotoninrückaufnahmehemmer gehören in den letzten Jahren zu einer der umsatzstärksten Medikamente. Vor Jahren erzählte mir eine Patientin, die damit behandelt wurde, dass ihre Depression sich deutlich gebessert habe. Andererseits sei sie positiven wie negativen Lebensumständen ziemlich gleichgültig geworden. Eine Nebenwirkung, die zu dieser Zeit kaum publiziert worden war. Erst viel später setzte hier eine intensive Forschung ein. Das fand ich schon bemerkenswert.
Welche Fragen zu diesem Thema wurden Ihnen in Ihrer 20-jährigen klinischen Tätigkeit am häufigsten gestellt?
Die häufigsten Fragen waren: Ändert sich meine Persönlichkeit? Kann ich damit Autofahren? Macht das süchtig?
Sie sprechen in Ihrem Buch außerdem über Naturheilmittel. Welche Rolle spielen diese Alternativen?
Eine eher geringe. Natürlich gibt es Patienten, die von Johanniskraut sehr gut profitieren, aber das ist doch eher selten.
Wie wirkt sich die Inflationierung des Begriffes „Psychisch krank“ auf die Gesellschaft aus?
Darüber könnte man einen mehrstündigen Vortrag halten bzw. es sind schon viele Bücher zu diesem Thema herausgebracht worden. Am wichtigsten erscheint mir, dass Eigenverantwortung und Selbstkompetenz in der Alltagsbewältigung deutlich reduziert werden. Mindestens zwei Drittel aller Krankschreibungen auf psychiatrischem Fachgebiet halten einer kritischen Überprüfung nicht stand. Alltagsprobleme werden medikalisiert und Psychiatrie und Psychotherapie kümmern sich vielfach um Menschen, die im Grunde genommen nichts haben.
Noch eine letzte Frage: Was möchten Sie dem Leser mitgeben, bevor er Ihr Buch aufschlägt?
Dass er viele neue Aspekte über psychische Erkrankungen und deren medikamentöse Behandlung erfahren wird und sich dabei garantiert nicht langweilt!
Vielen Dank für Ihre Zeit und Mühe!
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