Hebammenstudium – Praxis und Wissen zur Entstehung des Lebens vereint
Mit dem neuen Hebammengesetz wurden die Weichen für das Hebammenstudium gelegt. Franziska Rosenlöcher, Autorin des Werkes „Praxiseinsatz Hebammenstudium“, leitet einen der ersten Hebammenstudiengänge Deutschlands an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). Der derzeitig einzige Hebammenstudiengang Brandenburgs startete zum Wintersemester 2021/22.
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Rosenlöcher/Schimböck/Börngen
Praxiseinsatz Hebammenstudium
Tätigkeitsnachweis und Protokolle für Praxiseinsätze gemäß HebG und HebStPrV
2022. 85 Seiten, 2 Abb., 12 Tab., Kartoniert. € 29,–
ISBN 978-3-17-041318-4
Der Beruf der Hebamme ermöglicht einen einzigartigen Einblick in die Entstehung des Lebens und der Familie und vereint psychologische und medizinische Fachdisziplinen auf einmalige und außergewöhnliche Weise. Hebammen sind in den spannenden Aufgabenfeldern Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Familienarbeit tätig. Die Studierenden erlernen die Kompetenzen, um selbständig und umfassend Frauen während der Schwangerschaft, bei der Geburt, während des Wochenbetts und während der Stillzeit zu beraten und zu betreuen. Sie erlangen die Fähigkeit, physiologische Geburten selbständig zu leiten sowie die Neugeborenen zu untersuchen, zu pflegen und zu überwachen. Zudem erlernen sie die Forschungsgebiete der Hebammenwissenschaft und diese auf das berufliche Handeln zu übertragen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen in der hebammenspezifischen Versorgung berücksichtigt und perspektivisch weiterentwickelt werden.
Das Studium gliedert sich in einen berufspraktischen und einen theoretischen, hochschulischen Teil. Der berufspraktische Teil findet in Kooperation mit Krankenhäusern, freiberuflichen Hebammen oder mit ambulanten, hebammengeleiteten Einrichtungen statt. Beide Teile des Studiums sind essenziell und wechseln sich im Verlauf regelmäßig ab, um einen bestmöglichen Theorie-Praxis-Transfer zu gewährleisten und optimale Lernbedingungen zu ermöglichen. In den Praxisphasen verbringen die Studierenden die meiste Zeit im Kreißsaal, aber natürlich auch auf der Wochenstation, einer gynäkologischen Station und der Neonatologie. Zwölf Wochen der Praxiszeit dürfen die Studierenden in der außerklinischen Geburtshilfe absolvieren und ihre Erfahrungen bei einer freiberuflichen Hebamme, in einer Hebammenpraxis oder in einem Geburtshaus sammeln.
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Mit dem neuen Hebammengesetz (HebG, 2019) und der Verabschiedung der neuen Studien- und Prüfungsordnung für Hebammen (HebStPrV, 2020) wurde die Praxisanleitung gesetzlich verankert, womit eine kompetenzorientierte und kontinuierliche praktische Betreuung der Hebammenstudierenden gewährleistet ist. Ein Viertel der vorgegebenen Praxiszeit soll zukünftig unter kompetenter Anleitung und Betreuung stattfinden und so die Studierenden optimal auf ihre vielfältigen und anspruchsvollen Tätigkeiten als Hebamme vorbereiten. Die im Buch „Praxiseinsatz Hebammenstudium“ enthaltenen Vorlagen können als schriftlicher Tätigkeitsnachweise für die Praxisanleitung im Sinne der gesetzlich geforderten Dokumentation der Praxiseinsätze genutzt werden. Die den Kompetenzen entsprechenden beispielhaften Lernaufgaben sind inhaltlich aufeinander aufgebaut, ergänzen die Ansprüche an den Praxiseinsatz und können in der Praxisanleitung eingesetzt werden, um die Handlungskompetenz der Studierenden zu fördern und verschiedenartige Fertigkeiten der Hebammenarbeit zu trainieren. Die Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen an die Praxisanleitung stellt eine der großen Herausforderungen der Studiengänge für Hebammen dar und bildet die Grundlage für eine qualitativ hochwertige praktische Lehre.
Prof. Dr. Franziska Rosenlöcher, Hebamme, Dipl.-Psychologin, Studiengangsleiterin für Hebammenwissenschaft an der BTU Cottbus.