Interview mit unserem Autor Jürgen Köhler

Jürgen KöhlerJürgen Köhler ist Krankenpfleger mit der Fach-Weiterbildung für Anästhesie und Intensivpflege sowie Pflegeexperte für Chest Pain Units. Im Siloah St. Trudpert Klinikum hat er die pflegerische Leitung der Intermediate Care (Intensivüberwachungspflege-Abteilung) mit integrierter Chest Pain inne. Als Autor der beiden Bücher „Kardiopulmonale Reanimation“ und „Chest Pain Unit“ haben wir ihn zu seinem Berufsalltag in einer Chest Pain Unit und seinen Ansichten zum Berufeld Krankenpflege interviewt.

Wie sind Sie zum Berufsfeld Pflege gekommen?

Mein ursprünglicher Traumberuf war, schon seit ich noch ein Kind war, Polizist. Leider ist dieser Traum am Tag meiner Einstellung geplatzt. Laut Polizeiarzt hatte sich meine Sehstärke deutlich verschlechtert, weshalb ich „Polizeidienst-Untauglich“ nach Hause geschickt wurde. Daraufhin absolvierte ich ein Pflegepraktikum, welches mir sehr gut gefallen hatte. Also begann ich die Ausbildung zum Krankenpfleger und bin auch nach inzwischen über 30 Jahren glücklich, diesen Beruf gelernt zu haben.

Welche Momente in Ihrem Berufsalltag in der Krankenpflege sind Ihnen besonders wertvoll?

Wertvolle Momente gibt es im Pflegeberuf reichlich. Es sind die großen und die kleinen Dinge die diesen Beruf ausmachen. Sei es eine erfolgreiche Reanimation, ein beruhigendes Gespräch mit Patienten und/oder deren Angehörigen, oder aber auch einfach nur zu sehen, wie ein „todkranker“ Patient ins Klinikum eingeliefert wird und dieser Tage später stehenden Fußes auf meine Station kommt und sich für „alles“ bedankt.

Sie leiten die Chest Pain Unit im Siloah St. Trudpert Klinikum in Pforzheim. Wie unterscheidet sich eine Chest Pain Unit von einer normalen Notfall-/Intensivstation?

Umschlag von "Chest Pain Unit. Ein multiprofessionelles Lehr- und Praxisbuch"Die Chest Pain Unit ist eine „Spezial-Station“ für Patienten mit lebensbedrohlichem Brustschmerz. Die Abläufe sind teilweise minutiös getaktet und laufen höchst professionell ab. Nur dadurch wird gewährleistet, dass ein akuter Herzinfarkt, eine lebensbedrohliche Lungenembolie oder ein Riss in der Aorta, usw. schnellstmöglich erkannt, und die Patienten entsprechend therapiert werden.

Im Gegensatz zur Intensivstation, in der die Patienten mehrere Tage bis Wochen liegen, begrenzt sich der Aufenthalt der Patienten in einer CPU auf bis zu sechs bis maximal 12 Stunden. Das bedeutet, dass der „Patientendurchlauf“ in einer CPU sehr hoch ist, weshalb die Pflegekräfte in einer Chest Pain Unit sehr flexibel in ihrer Denk- und Handlungsweise sein müssen.

Für beide Arbeitsfelder (Intensivstation und Chest Pain Unit) gibt es entsprechende Fachweiterbildungen, wobei die CPU-Fachweiterbildung mit ca. fünf bis sechs Monaten deutlich kürzer ist als die der Intensivpflege mit ca. 24 Monaten.

Was wollen Sie jungen Menschen, die noch am Anfang Ihrer Ausbildung/Ihres Studiums stehen, für Ihre berufliche Zukunft mit auf den Weg geben? Warum lohnt es sich den Pflegeberuf zu ergreifen?

Der Pflegeberuf ist insgesamt ein sehr abwechslungsreicher und wertvoller Beruf. Völlig unabhängig, ob man sich für eine „Peripher-Station“ oder für eine „Funktionsabteilung“ (CPU, Notaufnahme, OP, Intensivstation, IMC, …) entscheidet – es wird immer sehr schöne, bewegende aber auch traurige Erlebnisse geben.
Ich denke, dass insbesondere Berufsanfänger einen „Paten“ benötigen, mit dem Sie das Erlebte teilen können.

Sie haben nunmehr in kurzer Zeit zwei Fachbücher geschrieben. Was gibt Ihnen die Kraft, um neben dem Beruf die Zeit für solche Projekte aufzubringen?

Das Schreiben der beiden Bücher war teilweise sehr zeitaufwändig. Aber dennoch hat es viel Spass gemacht, so dass es nicht zur Last wurde. Auch das gute Miteinander mit meiner Lektorin, Frau Alexandra Schierock, war sehr positiv und motivierend.

Meine Familie und meine Freizeitaktivitäten im Sport sind Motivation und „Kraftquellen“ für den Alltag.

Was denken Sie, wie wird sich die Intensivpflege in den nächsten Jahren entwickeln?

Aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel, die den Kliniken zur Verfügung stehen, gehe ich davon aus, dass (nicht nur) in den Intensivstationen mehr „Service-Personal“ beschäftigt werden wird.

Es ist für mich beispielsweise nicht logisch nachvollziehbar, weshalb eine Intensivfachkraft den Patienten das Essen austeilen oder Betten beziehen soll. Dies sind Tätigkeiten, für die man nicht fast sechs Jahre ausgebildet werden muss. (Drei Jahre Berufsausbildung + mindestens sechs Monate Berufserfahrung + zwei Jahre Fachweiterbildung = fünfeinhalb Jahre Ausbildungszeit.)

Wir danken Herrn Jürgen Köhler recht herzlich für die offene Beantwortung der Fragen und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg, Kraft und alles gute im Pflegealltag.

Das Interview stammt von der Website kohlhammer-pflege.de

Fachbereich(e): Pflege. Schlagwort(e) . Diese Seite als Lesezeichen hinzufügen.