Spricht man von Lebenswelten Jugendlicher und junger Erwachsener, dann fallen unweigerlich Begriffe wie Pluralisierung, Individualisierung, aber auch soziale Ungleichheit und Bildungsungerechtigkeit. Ist es wirklich so schwierig, heutzutage erwachsen zu werden, wie es diese Begriffe suggerieren? Antworten auf diese und viele anderen Fragen finden Sie in unserem neuen Buch „Erwachsenwerden heute“ und im Interview mit den Herausgeberinnen und Forscherinnen am Deutschen Jugendinstitut Anne Berngruber und Nora Gaupp.
Anne Berngruber/Nora Gaupp (Hrsg.)
Erwachsen werden
Lebenslagen und Lebensführung junger Menschen
2021. 264 Seiten, 6 Abb., 5 Tab. Kart. € 34,–
ISBN 978-3-17-036869-9
Frau Dr. Berngruber, Frau Dr. Gaupp, ist Erwachsenwerden heute komplizierter als, sagen wir, vor dreißig Jahren? Und wenn ja, warum?
Jugendliche wachsen heutzutage in einer zunehmend vielfälÂtigeren GesellÂschaft auf. Das Aufwachsen ist häufig multiÂkultuÂrell und durch verÂschieÂdene LebensÂkonstelÂlatioÂnen geprägt. Jungen Menschen stehen heute auch viele Optionen offen, die frühere GeneÂratioÂnen so nicht hatten. Denken wir etwa an die stetig wachsende Anzahl an AusÂbildungsÂberufen und StudienÂfächern. Einerseits haben junge Menschen damit vielÂfältige GestalÂtungsÂmöglichÂkeiten, andererÂseits ist manche EntÂscheiÂdungsÂfindung, wo es hingehen soll im Leben, auch nicht so leicht zu treffen.
Bildung und Ausbildung spielen ja eine große Rolle beim ErwachÂsenÂwerden. Wie gehen JugendÂliche und junge ErwachÂsene ihre BildungsÂwege an?
Ja, einen großen Teil des JugendÂalters verÂbrinÂgen junge Menschen in diverÂsen BildungsÂsettings. Wir sprechen manchÂmal von der „ScholaÂrisieÂrung der Jugendphase“. Immer mehr JugendÂliche streben höhere BilÂdungsÂabÂschlüsse an. Mit dem Ausbau von GanzÂtagsÂschulen verÂbrinÂgen JugendÂliche zunehÂmend mehr Zeit in BilÂdungsÂeinÂrichÂtungen. Auch ist das ErÂreichen von QualiÂfizieÂrungsÂzertiÂfiÂkaten in Deutschland besonÂders entÂscheiÂdend für den EinÂstieg in den ArbeitsÂmarkt. Wichtig ist uns deshalb darauf hinÂzuÂweisen, dass es auch eine Jugend jenÂseits von Schule, Lernen und Bildung geben muss.
Mit welchen Themen oder Problemen abseits von Bildung setzen sich JugendÂliche und junge ErwachÂsene heute auseinander?
Im JugendÂalter steigt die UnabÂhängigÂkeit von den Eltern. Jugendliche versuÂchen ihre eigene IdenÂtität und ihre Rolle in der GesellÂschaft zu finden. Es ist eine Zeit vieler VeränÂderunÂgen – emoÂtioÂnaler, soziaÂler und körperÂlicher Art. In dieser LebensÂphase wenden sich JugendÂliche zunehÂmend Freund*innen zu und machen erste BezieÂhungsÂerfahÂrungen. Sie probieÂren vieles aus, entÂdecken ihre InteÂresÂsen und erÂweiÂtern ihre Handlungs- und MobiÂlitätsÂspielräume.
Zu Ihrem Buch „ErwachsenÂwerden heute“ wird es auch einen Podcast geben. Was bietet der Podcast den Leser*innen?
Die Leser*innen bekomÂmen über den PodÂcast nochÂmal unmitÂtelÂbarere EinÂblicke in die LebensÂphase Jugend. In den Podcast-Folgen zu ausÂgewählÂten KapiÂteln des Buches kommen die jeÂweiÂligen Autor*innen zu Wort und JugendÂliche und junge ErwachÂsene berichÂten von ihren ganz perÂsönÂlichen ErfahÂrungen im Prozess des ErwachÂsenÂwerdens. Außerdem werden kurze TextÂpassagen eingeÂlesen. Der Podcast erÂscheint wöchentÂlich und die einzelÂnen Podcast-Folgen kann man unter www.dji.de/podcast/erwachsenwerden_heute hören und downloaden.
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