Begabungen von Kindern erkennen und fördern

Die Interessen und Bega­bun­gen jun­ger Menschen sind sehr unter­schied­lich und machen einen Teil ihrer Indi­vidua­lität aus. Kinder und Jugend­liche müssen ent­spre­chend dabei unter­stützt werden, ihre Bega­bun­gen zu ent­dec­ken und zu ent­fal­ten – sei es musisch-künst­leri­scher, verbaler, mathe­mati­scher oder kog­niti­ver Art. Mehr dazu er­fah­ren Sie im Inter­view mit Anne Vohrmann und David Rott.

Umschlagabbildung des Buches

Anne Vohrmann/David Rott
Begabungen von Kindern erkennen und fördern

2022. 160 Seiten. Kart. € 33,–
ISBN 978-3-17-037607-6

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Welche Arten von Begabungen werden unterschieden?

Dr. Anne Vohrmann
Dr. Anne Vohrmann (© Fotografie Michael Kuhlmann)

Die meisten Menschen ver­bin­den mit Bega­bung wahr­schein­lich die kog­niti­ven Fähig­kei­ten, also das Denk­ver­mögen der Person. Begabung ist aber deut­lich mehr als das. Es gibt auch Bega­bun­gen im sprach­lichen, logisch-mathe­mati­schen oder visuell-räum­li­chen ebenso wie im kör­per­lich-kin­ästhe­ti­schen, musi­kali­schen und dem inter- und intra­perso­nalen Bereich. Begabung ist also multi­dimen­sio­nal und um­fasst viele Aspekte.

(Wie) Hängen Begabung und Intelligenz zusammen?

Dr. David Rott
Dr. David Rott

Begabung und Intelli­genz wer­den oft syno­nym ver­wendet. Begabt ist dann, wer einen Intel­li­genz­quotien­ten von 130 oder höher hat. Doch gerade in der päda­gogi­schen Ar­beit mit Kindern und Jugend­lichen zeigt sich, dass diese Gleich­set­zung ein Kurz­schluss ist. Es sind ja nicht nur die reinen Denk­fähig­keiten, die eine Bega­bung aus­macht. Boris Becker oder Lothar Matthäus waren im kör­per­lich-kin­ästhe­ti­schen Be­reich sicher­lich begabt. Dafür waren sie es in ande­ren Domä­nen viel­leicht eher nicht.

Welchen Zwecken dient die be­wusste Förde­rung indi­viduel­ler Begabungen?

Im päda­gogi­schen Kon­text geht es häu­fig darum, Defi­zite zu be­ar­bei­ten. Wer den Blick auf die Bega­bun­gen lenkt, der schafft sich auch als Päda­gogin bzw. Päda­goge neue Per­spek­ti­ven. Dann geht es näm­lich um Ent­wick­lun­gen und Chancen, um das, was die Kin­der und Jugend­lichen mit­bringen. Kinder, die als Flücht­linge kommen, sind dann nicht mehr nur trau­mati­siert oder sprechen unsere Sprache nicht, sondern sie haben auch Talente. Und mit den Kin­dern diese Stär­ken zu stär­ken, kann viele Pro­bleme lösen.

Wie können Kinder und Jugend­liche auch außer­halb der Schule gefördert werden?

Das ist äußerst viel­sei­tig und hängt von den Be­rei­chen ab, in denen man als Päda­go­gin bzw. Päda­goge aktiv ist. Es gibt Musik- und Sport­vereine, die in spe­ziel­len Domä­nen Ange­bote machen können. Auch in der offe­nen Jugend­ar­beit gibt es viele Chancen. Dabei ist ein guter Weg, Ange­bote zu machen, mit denen man den eige­nen Bega­bun­gen auf die Spur kommen kann. Vielleicht ist da eine super Code­knac­kerin dabei, die stark ist im logi­schen Denken. Aber ent­dec­ken kann man das erst, wenn Räume zum Ent­falten von Bega­bun­gen geschaf­fen werden.


Dr. Anne Vohrmann arbeitet im Inter­natio­nalen Centrum für Bega­bungs­for­schung an der West­fäli­schen Wilhelms-Uni­versi­tät Münster.
Dr. David Rott ar­bei­tet dort in der Ar­beits­gruppe Bega­bungs­för­de­rung/ Indi­vidu­elle Förderung.

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