Beziehungen in der Schule gestalten

Eine der zentralen Aufgaben des Lehr­berufs ist die Gestal­tung respekt- und ver­trauens­voller Bezie­hungen in der Schule. Dazu gehö­ren sowohl die Bezie­hungen der Lehr­perso­nen zu ihren Schü­le­rin­nen und Schü­lern als auch die Be­zie­hungen zwi­schen den Kin­dern und Ju­gend­lichen. Auch die Zusam­men­arbeit mit den Eltern ist für er­folg­reiches Lehren und Lernen wichtig.

Umschlagabbildung des Buches

Marion Scherzinger/Alexander Wettstein
Beziehungen in der Schule gestalten
Für ein gelingendes Miteinander

2022. 152 Seiten. Kart. € 29,–
ISBN 978-3-17-037970-1

Brennpunkt Schule

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Welche Merkmale sollten eine positive Beziehung in Schule und Unterricht prägen?

Dr. Marion Scherzinger
Dr. Marion Scherzinger

Eine positive Bezie­hung zeich­net sich durch einen re­spekt­vollen, wert­schät­zen­den und aner­ken­nen­den Umgang mit­ein­ander aus. Lehrpersonen und Ler­nende soll­ten sich unab­hän­gig ihrer Rol­len auf der sozia­len Ebene des Unter­richts auf Augen­höhe als Menschen begegnen. Aufgrund der unter­schied­lichen Rollen und Auf­gaben liegt es in der Ver­ant­wor­tung der Lehr­person, den ersten Schritt zu machen und posi­tive Bezie­hungen im Unter­richt aufzu­bauen und zu gestalten.

Wie gelingt es, eine gute Bezie­hung zwischen Lehr­perso­nen und Schüle­rinnen und Schülern aufzubauen?

Prof. Dr. Alexander Wettstein
Prof. Dr. Alexander Wettstein

Dies gelingt, wenn Lehrpersonen sich unab­hän­gig von ihrem Ar­beits­pen­sum und ihrem Fach Zeit für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler nehmen und sie kennen­lernen. Sie können posi­tive Bezie­hungen auf­bauen und ge­stal­ten, indem sie ech­tes Inte­resse an den Ler­nen­den und ih­ren Lebens­welten zeigen, sie ernst­nehmen, wert­schät­zen und aner­kennen, ihnen zuhören, sie mit­reden und wo mög­lich auch mit­ent­schei­den lassen. Beziehungen ent­ste­hen über die Zeit und sie wer­den be­ein­flusst durch die all­täg­li­chen Hand­lun­gen und Inter­aktio­nen sowie durch gemein­same Erleb­nisse. Dies können bei­spiels­weise posi­tive Rück­mel­dun­gen, ein Lächeln oder Kopf­nicken oder ein kur­zes Ge­spräch in der Pause über Per­sönli­ches oder Frei­zeit­akti­vi­täten sein.

Wie können Lehrpersonen die Bezie­hungen zwischen Schü­lerin­nen und Schülern und die Klas­sen­gemein­schaft beeinflussen?

Sie können diese beeinflussen, indem sie be­reits zu Beginn des Schul­jahres den Schü­lerin­nen und Schü­lern Gele­gen­hei­ten bieten, sich kennen­zu­lernen. Auch gemein­same Ziele und Er­folge schwei­ßen zusam­men, so kön­nen ein Wir-Gefühl, ein Zusam­men­halt und eine Klas­sen­gemein­schaft ent­stehen. Da die Ler­nen­den ihre Klasse nicht aus­wäh­len, ist es wich­tig, dass Lehr­per­sonen gerade in den ers­ten Wochen die Grup­pen­bil­dung posi­tiv be­ein­flus­sen und darauf achten, dass nie­mand aus­ge­grenzt oder dis­kri­mi­niert wird und sich alle als Teil der Klasse fühlen. So bspw. durch Grup­pen­ein­tei­lung und -aufträge, Gespräche über den Um­gang mit­ein­ander, die Eta­blie­rung von posi­tiven sozia­len Normen und Regeln. Bei An­zei­chen für Mobbing ist es von großer Be­deu­tung, dass Lehr­per­sonen eine klare Hal­tung ein­neh­men und früh­zei­tig ein­grei­fen, denn Kinder und Jugend­liche kön­nen Mobbing nicht allein klären.

Welche Rolle spielt die Bezie­hung der Lehr­per­sonen zu den Eltern?

Eine zentrale Rolle. Eine posi­tive Be­zie­hung ist eine wich­tige Grund­lage für die Ge­spräche und er­leich­tert die Zu­sam­men­arbeit. Ziel der Zusam­men­ar­beit ist die opti­male För­de­rung der Ent­wick­lung und Per­sön­lich­keit der Kin­der und Jugend­lichen. Eltern und Lehr­perso­nen haben aller­dings unter­schied­liche Ver­ant­wort­lich­keiten und z. T. unter­schied­liche Er­war­tun­gen, Vor­stel­lun­gen und Ab­sich­ten, wo­durch Kon­flikte ent­ste­hen können. Der Dialog und der Aus­tausch von In­for­ma­tio­nen sind da­her be­son­ders wich­tig, und zwar nicht nur, wenn Pro­bleme auf­tre­ten, son­dern auch, um Er­freu­li­ches zu berichten.


Dr. Marion Scherzinger und Prof. Dr. Alexander Wettstein for­schen und do­zie­ren an der Päda­gogi­schen Hoch­schule Bern zu sozia­len Inter­aktio­nen, Bezie­hungen, Unter­richts­stö­run­gen, Kon­flik­ten und Aggression.

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