Waldtherapie –
Daniela Haluza über die heilende Kraft der Natur
Die Waldtherapie erfreut sich zunehmender Beliebtheit und hat es in den Mainstream geschafft – sowohl in der Gesellschaft wie auch in der Wissenschaft. Mit ihrem neuen Basislehrbuch „Waldtherapie“ leistet Daniela Haluza, assoziierte Professorin für Public Health und Fachärztin für Hygiene und Mikrobiologie, einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung dieses Bereichs. Im Gespräch macht die Autorin deutlich, wie wichtig dieser Naturraum für uns Menschen ist.
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Daniela Haluza
Waldtherapie
Ein Basislehrbuch für die Anwendung in Psychotherapie, Psychologie und Medizin
2024. 163 Seiten. Kart.
€ 29,–
ISBN 978-3-17-041862-2
Frau Professorin Haluza, viele Menschen sitzen 5 Tage die Woche am Schreibtisch vor dem Computer. In unserer Freizeit schauen wir andauernd auf unser Smartphone. Was macht das mit uns, körperlich wie seelisch?
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(Foto: FWF/Luiza Puiu)
Die zunehmende Verwendung digitaler Geräte ist in der Tat ein unübersehbares Phänomen unserer modernen Lebens- und Arbeitswelt. Auf körperlicher Ebene kann das ständige Sitzen am Schreibtisch zu Haltungsschäden, Augenproblemen und Muskelabbau führen. Wir haben ja schließlich einen Bewegungsapparat, keinen Sitzapparat! Auf psychischer Ebene kann der ständige Blick auf Bildschirme durch den fehlenden Ausgleich zu Stress, Überlastung und Schlafstörungen führen, da wir ständig von Informationen und Reizen überflutet werden. Es ist daher wichtig, bewusst und regelmäßig Pausen einzulegen und auch mal abzuschalten, im wahrsten Sinne des Wortes!
Was können Aufenthalte in der Natur, bspw. ein Waldspaziergang, angesichts dieser Entwicklungen bewirken?
Aufenthalte in der Natur können eine Vielzahl positiver Effekte haben, wobei der Wald eine besonders gesundheitsfördernde Umgebung bietet, wie mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen können. Die körperliche Aktivität in einer natürlichen Umgebung trägt dazu bei, Stress abzubauen, den Geist zu beruhigen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Ihr Buch richtet sich insbesondere an TherapeutInnen. Wie kann man sich die Ausgestaltung einer Waldtherapie vorstellen? Können Sie hierzu ein Beispiel geben?
In der Waldtherapie können verschiedene Methoden und Interventionen eingesetzt werden, um bestimmte therapeutische Ziele zu erreichen. Zum Beispiel können Achtsamkeitsübungen oder Bewegungstherapie im Wald durchgeführt werden. Der Fokus liegt darauf, die Verbindung zur Natur zu stärken und die Selbstreflexion sowie das persönliche Wachstum zu fördern.
Nun lässt sich ein Waldspaziergang oder -ausflug nicht immer problemlos in den Alltag integrieren. Was können wir tun, um unsere Städte wieder gesünder und nachhaltiger zu gestalten?
Um eine hohe Lebensqualität für die BewohnerInnen zu gewährleisten, sollten Städte nicht primär für den motorisierten Verkehr, sondern für die Menschen gestaltet werden. Dies beinhaltet die Schaffung von Grünflächen und Parks in städtischen Gebieten und die Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln wie Radfahren und öffentlichen Verkehrsmitteln. Jeder einzelne Stadtbaum leistet enorm viel in punkto Mikroklimaverbesserung, Beschattung und Artenvielfalt. Grün statt Grau, das sollte die Devise bei allen städtebaulichen Maßnahmen sein!
Haben Sie vielen Dank für das Gespräch!
Daniela Haluza ist assoziierte Professorin für Public Health und Fachärztin für Hygiene und Mikrobiologie am Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Umweltmedizin. Die von ihr gegründete Forschungseinheit Green Public Health erforscht seit über 15 Jahren, wie Stadtbegrünungen und Waldlandschaften zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden beitragen können.