Innovationsmanagement 4.0


Prof. Dr. Rainer Völker und Andreas FriesenhahnSelbst große Konzerne sind heute kaum noch in der Lage, alle für Innovationen benötigten Kompetenzen vorzuhalten oder selbst zu entwickeln. Neuerungen entstehen deshalb heute zumeist über die Wertschöpfungsstufen hinweg unter Zuhilfenahme von Vernetzung, Digitalisierung und Automatisierung. Diese „Innovation 4.0“ erfordert ein bisher nicht gekanntes Maß an strategischer und an technologischer Integration. Entsprechend muss das Innovationsmanagement die Vernetzung aller betrieblichen Innovationsfelder – Strategie, Geschäftsmodelle, Technologie, Prozesse und Organisation, aber auch Kommunikation und Kultur – vorantreiben, um sich einen kompetitiven Vorsprung zu sichern. Eines ist dabei sicher: Kein erfolgsorientiertes Unternehmen kann bzw. darf sich dem entziehen – das zeigt der von Prof. Dr. Rainer Völker und Andreas Friesenhahn herausgegebene und jüngst erschienene Band eindringlich. Dazu haben wir mit den beiden Herausgebern gesprochen:

Worin liegt das Besondere des Innovationsmanagement 4.0 im Vergleich zur klassischen Managementvariante?

Umschlag von "Innovationsmanagement 4.0"Die Rahmenbedingungen für das Management von Innovation ändern sich durch die Digitalisierung dramatisch: Geschäftsmodelle, vor allem digitale, gewinnen enorm an Bedeutung, neue Methoden wie Design Thinking oder Scrum spielen eine immer größere Rolle, die Unternehmensumwelt (Stichwort Open Innovation) muss besser in Innovationsprozesse eingebunden werden und neue, digitale Technologien wie 3D-Druck oder soziale Netzwerke verändern den Innovationsprozess. Wir verfolgen mit dem Ansatz des Innovationsmanagements 4.0 die Idee, Entscheidern eine Systematik zum Umgang mit diesen Herausforderungen an die Hand zu geben und damit ihr Innovationsmanagement zukunftsfähig aufzustellen.

Sie behandeln explizit Kultur und Kommunikation – Soft Factors – als relevante Gestaltungsbereiche der Innovation 4.0. Inwiefern müssen diese Bereiche berücksichtigt werden?

Gerade bei immer agileren Organisationen spielt die Unternehmenskultur eine ganz zentrale Rolle im Innovationsprozess: Innovation kann nicht „von oben“ verordnet werden. Sie entsteht vielmehr durch engagierte, kreative und motivierte Beschäftigte, die gemeinsame Ziele verfolgen. Ihnen muss klar sein, wo diese Ziele liegen und sie benötigen Freiraum, um einen Beitrag zu ihnen zu leisten. Darüber hinaus ist es wichtig, den Austausch in Unternehmen zielgerichtet zu unterstützen, weil Innovation selten durch Einzelpersonen entsteht. Vielmehr ist das Zusammenwirken unterschiedlicher Disziplinen, Meinungen, Erfahrungen – also verschiedener Blickwinkel – essentiell für effektive Innovationsanstrengungen.

Kann eine Organisation das neue, moderne Innovationsverhalten lernen?

Ganz klar: Ja. Wir stellen mit unserem Ansatz Innovationsmanagement 4.0 zum eine Systematik vor, die über alle wichtigen Stellschrauben für erfolgreiche Innovation informiert. Darüber hinaus zeigen die Beiträge der Co-Autoren des Sammelbands aus der Unternehmenspraxis konkrete Möglichkeiten auf, wie einzelne Aspekte zielführend und erfolgreich in Unternehmen angegangen werden können. Wir haben auf diese Weise versucht, das Beste aus Theorie und Praxis zu diesem aktuellen Thema so zu verbinden, dass es zielführend in Betrieben Anwendung finden kann.

Gibt es ein Erfolgsrezept für Innovationsmanagement 4.0 – was raten Sie den Verantwortlichen in den Unternehmen?

Innovation hat heute weniger als früher ausschließlich mit technischer Neuerung zu tun. Wir nehmen das Thema umfassender in den Blick: Neben Produkten müssen nun auch Dienstleistungen und Geschäftsmodelle in allen Branchen im Fokus der Anstrengungen stehen und zusammen gedacht werden. Dazu sollten auch neue Impulse „von außen“ durch Kunden, Lieferanten, Hochschulen oder auch Wettbewerber systematisch und offen aufgenommen werden. Die Basis dafür ist die Offenheit und Kreativität der Beschäftigten in den Unternehmen, für die auch die notwendigen Freiheiten (z.B. rechtliche Aspekte) geschaffen werden müssen.

Fachbereich(e): Wirtschaftswissenschaften. Schlagwort(e) , . Diese Seite als Lesezeichen hinzufügen.