Anfang des Jahres ist der erste Band unserer neuen Reihe „Basiswissen Helfende Berufe“, herausgegeben von Prof. Dr. Heinrich Greving und Professor Dr. Marion Menke, erscheinen: „Mensch und Tier im Team. Therapiebegleitung mit Hunden“. Anlässlich des Erscheinens führten wir mit der Reihenherausgeberin und Autorin das folgende schriftliche Interview.
Liebe Frau Professorin Menke, zusammen mit Herrn Huck und Herrn Dr. Hagencord haben Sie den ersten Band der neuen Reihe verfasst. An wen richtet sich die Reihe Basiswissen Helfende Berufe und welche Themen wird die Reihe noch aufgreifen?
In dieser neuen Buchreihe werden Querschnittsthemen für Studierende und Praktiker/innen der Gesundheitsberufe, der Sozialen Arbeit und Heilpädagogik bzw. weiterer pädagogischen Berufe behandelt. Dabei geht es u.a. um Themen wie Leichte Sprache, Lebenswelt und Lebensqualität, Gesundheitsförderung und -prävention über die Lebensspanne, Biografiearbeit, Arbeitsbelastungen, personen- und ressourcenorientiertes Arbeiten.
Ihr Buch beschäftigt sich mit dem Einsatz von Tieren im pädagogischen und therapeutischen Setting. In welchen Feldern können Therapiehunde eingesetzt werden?
Ein ausgebildetes Team mit einer professionell tätigen Person und Hund kann in allen pädagogischen Einrichtungen und Handlungsfeldern eingesetzt werden, in denen es z.B. um die soziale und emotionale Entwicklung, (heil-)pädagogische Förderung und therapeutische Arbeit mit der Klientel geht. Dazu zählen u.a. Kinder-/Jugendpsychotherapie, Schulen und Kindergärten, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Behinderten- und Altenhilfe, Hospizarbeit sowie Ergo- und Physiotherapie oder Logopädie.
Die Prüfung zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam stellt Anforderungen an Hundehalter und Hund gleichermaßen. In welchen Themen wird der Hundehalter geprüft?
Die Prüfungsleistungen, z.B. nach den Richtlinien des TBD e.V., bestehen aus einer schriftlichen Prüfung, einer mündlichen und praktischen Prüfung. Die schriftliche Prüfung umfasst eine Auswahl aus den vermittelten Inhalten, wie z.B. Anatomie und Physiologie des Hundes, Hundepsychologie, Tierschutz, Zusammenarbeit der menschlichen Sinnessysteme, pädagogische und therapeutische Grundlagen oder Voraussetzungen, Planung und Ziele des Einsatzes. Ein Referat mit einer Videodokumentation zur eigenen Arbeit mit dem Hund rundet die Prüfung des Halters ab. Abschließend erfolgt eine praktische Prüfung des Teams von Mensch und Hund, die aus vorgegebenen Pflicht- und Wahlübungen besteht. Der Hund wird außerdem einer Wesensprüfung unterzogen.
Welche Übungen können ganz einfach in den Alltag eingebaut werden, um den Hund auf die Prüfung vorzubereiten?
Je nach Konstitution des Hundes sollte in jedem Fall regelmäßig mit dem Hund trainiert werden. Es ist grundsätzlich sinnvoller, mehrmals täglich für wenige Minuten z.B. beim Spaziergang zu üben, als eine längere Zeit am Stück. Für meinen Hund Henessy hat sich z.B. ein Intervalltraining bewährt, bei dem wir einige Tage mehrmals täglich einige Übungen wiederholt und dann mal ein paar Tage Pause eingelegt haben, um dann wieder mit Freude an die Arbeit zu gehen. „Platz auf Distanz“, „Apportieren“ und „Parcoursarbeit“ lassen sich z.B. problemlos in den Spaziergang integrieren. Das Absitzen vor dem Futternapf, ohne dass der Hund das Futter aufnimmt, auch wenn er allein im Raum verbleibt, kann auch im Alltag geübt werden. Die Hauptsache ist, dass die Freude spielerisch erhalten bleibt und der Hund die Übungen an unterschiedlichen Orten ausführen kann. Diese „Generalisierung“ ist wichtig, damit die Übung nicht nur an eine bestimmte Umgebung geknüpft wird.
Welche Momente und Begegnungen haben Ihnen gezeigt, wie wichtig und sinnvoll der Einsatz von Tieren in einer Therapie sein kann?
Ein Hund kann Vieles bewirken. In der Begleitung eines schwer kranken und sterbenden Menschen habe ich erlebt, wie beruhigend allein die Anwesenheit meines Hundes war. Der Besuch in einem Altenpflegeheim führte immer wieder dazu, dass die Menschen die Zuneigung und Berührung genießen konnten, sich von dem Hund uneingeschränkt angenommen gefühlt haben und leichter zu motivieren sind. Auch in der pädagogischen Arbeit mit jungen Menschen erlebe ich eine erhöhte Motivation durch den Hund, verbesserte Aufmerksamkeit und Konzentration und eine gute Atmosphäre in Gruppen. Wenn Menschen einem Hund angstfrei begegnen, kann der Hund ein Katalysator für das Erreichen von pädagogischen und therapeutischen Zielen in der Zusammenarbeit werden.
Zum Abschluss: Was würden Sie angehenden Prüflingen mit auf den Weg geben wollen?
Eine Fortbildung zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam nach dem Konzept des MITTT ist keine Ausbildung für den Hund. Es ist ein Zusammenwachsen von Mensch und Hund zu einem Team, bei der sich auch der Mensch auf seine Persönlichkeitsentwicklung und eine gute Selbstreflexion einlassen sollte. Das eigene Verhalten wird manchmal deutlich anders wahrgenommen, als es die Trainer zurückmelden. Viel Geduld mit sich und dem Hund, Gelassenheit, Konsequenz und Ausdauer sind wichtig. Wenn man einen schlechten Tag, sollte das Training schlichtweg ausfallen. Die Freude an der gemeinsamen Entwicklung und wachsenden Bindung von Mensch und Tier ist eine Bereicherung auf lange Sicht.