Rütteln an einem Dogma: Vom Abschied der Schizophrenie

Führende Neuropsychiater fordern eine Reform des Schizophrenie-Konzepts – für eine bessere Diagnostik und Behandlung von Betroffenen
Experten-Symposium am 27.11.2017 in Freiburg im Breisgau

Quelle: www.neurex.org

Schizophrenie – darunter versteht die Medizin eine Gruppe psychischer Erkrankungen mit zahlreichen Symptomen. Häufig wird die Schizophrenie jedoch nach wie vor als eine einheitliche Krankheit betrachtet. Ist das noch zeitgemäß? „Nein“, sagt Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst vom Universitätsklinikum Freiburg. Doch worüber sich Experten zunehmend verständigen, dem wird in der diagnostischen Praxis noch viel zu wenig Rechnung getragen, mahnt der Leiter der Sektion Experimentelle Neuropsychiatrie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an – mit gravierenden Folgen für die Behandlung von Patienten. „Ich plädiere daher dringend für eine Reform des Schizophrenie-Konzepts!“, fordert der Wissenschaftler. Seine Thesen hat er gerade in einem Fachbuch veröffentlicht. Am Montag, 27. November lädt er und sein Team zum Experten-Symposium nach Freiburg.

Mit seiner Forderung rüttelt Ludger Tebartz van Elst an einem, Jahrzehnte alten Dogma der Schizophreniediagnostik. „Wir kennen zahlreiche verschiedene Ursachen für Krankheiten, die wir als Schizophrenie bezeichnen. Schizophrenie ist also ein Sammelbegriff für viele verschiedene Krankheiten.“ Die Diagnose der Schizophrenie erfolgt üblicher Weise nach dem Klassifikationsschema des Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM) der American Psychiatric Association (APA) und der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In beiden Fällen wird Schizophrenie aber nicht nur nach wie vor wie EINE Erkrankung betrachtet. „Die Diagnose richtet sich zudem überwiegend nach äußeren, psychopathologischen Symptomen. Die ebenso relevanten, neurophysiologischen Ursachen bleiben indes häufig außen vor“, erläutert Tebartz van Elst.

Umschlag von "Vom Anfang und Ende der Schizophrenie"Das kann nach Meinung des Mediziners zu fatalen Fehldiagnosen und schwerwiegenden Behandlungsfehlern führen, weil aufwändigere, klinische Untersuchungen wie zum Beispiel EEG, MRT, Gehirnwasseranalysen oder immunologische Parameter zur Diagnose physiologischer Ursachen nicht oder erst sehr spät erfolgen. Aber auch die Forschung wird behindert, wenn am bisherigen Schizophrenie-Begriff festgehalten wird, ist Tebartz van Elst überzeugt. „Ich möchte daher nicht nur zur Diskussion stellen, den Begriff der Schizophrenie abzuschaffen, wie es Japan zum Beispiel bereits 2002 getan hat, sondern auch das Konzept dahinter zu erneuern“, sagt er. Gerade hat er seine Thesen in dem Buch „Vom Anfang und Ende der Schizophrenie – Eine neuropsychiatrische Perspektive auf das Schizophrenie-Konzept“ veröffentlicht. Nun lädt er herzlich zum hochkarätig besetzten, englischsprachigen Experten-Symposium mit Koryphäen der Schizophrenie-Forschung nach Freiburg:

Upper Rhine Valley Symposium on Schizophrenia

“Does neuropsychiatry terminate the era of schizophrenia?”

Montag, 27. November 2017
9 bis 18 Uhr

Haus zur Lieben Hand
Löwenstraße 16, Freiburg im Breisgau

Das vollständige Programm lesen Sie hier:
https://www.neurex.org/events/events-to-come/item/317-the-beginning-and-end-of-schizophrenia-does-neuropsychiatry-terminate-the-era-of-schizophrenia

 

Anmeldung und Rückfragen

Die Teilnahme ist kostenlos, die Teilnehmerzahl jedoch begrenzt.
Wir bitten daher um Anmeldung per E-Mail – bitte mit vollständigen Kontaktdaten – bis Montag, 20.11.2017 an:

Renate Scheld
Telefon: +49 761 270-65290
E-Mail: renate.scheld@uniklinik-freiburg.de

 

Förderung

Das Symposium wird in Zusammenarbeit mit den Oberrheinischen Universitäten Freiburg, Basel und Straßburg und dem Forschungsnetzwerk „Neuroscience Upper Rhine Network“ www.neurex.org organisiert und finanziell gefördert.

 

Für Journalistinnen und Journalisten – Ansprechpartner und Interviews

Sie sind herzlich zur Teilnahme am Symposium eingeladen. Dort haben Sie Gelegenheit, mit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Schizophrenie-Forschung ins Gespräch zu kommen. Gerne steht Ihnen Professor Ludger Tebartz van Elst auch vor und nach der Veranstaltung für ein Interview zur Verfügung. Bitte nehmen Sie für etwaige Interviewwünsche mit ihm oder den Referenten und Referentinnen direkt Kontakt auf:

Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst

Universitätsklinikum Freiburg
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Stellv. Ärztlicher Direktor und Leitender Oberarzt
Telefon: +49 761 270-66030
tebartzvanelst@uniklinik-freiburg.de

Rezensionsexemplare des Buches „Vom Anfang und Ende der Schizophrenie“

Bitte wenden Sie sich an

W. Kohlhammer GmbH
Jutta Reich
jutta.reich@kohlhammer.de
www.kohlhammer.de

 
Ludger Tebartz van Elst in der Sendung „odysso“ des SWR:

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