Anlässlich des Erscheinens des Werkes „Medizinische Aspekte des Betreuungsrechts“ führten wir mit dem Autor Professor Dr. Tilman Wetterling das folgende kurze schriftliche Interview:
- Worin besteht – in drei Sätzen kurz und bündig formuliert – das Hauptanliegen Ihres Buches?
Da durch die Einrichtung einer Betreuung nach §1896 BGB ff Grundrechte der Betroffenen stark eingeschränkt werden, kommt der genauen Prüfung der medizinischen Voraussetzungen für eine Betreuung große Bedeutung zu. Leider zeigt die Praxis, dass in den psychiatrischen Gutachten viele Aspekte nicht genügend beachtet werden. In diesem Buch wollte ich daher die Anforderungen an entsprechende Gutachten genauer darstellen.
- Was hat Sie dazu bewegt, sich dem Themenbereich „Medizinische Aspekte des Betreuungsrechts“ in einem Buch zu widmen? Gab es womöglich ein Schlüsselerlebnis, das Sie dazu gebracht hat, sich mit diesem Thema näher auseinanderzusetzen?
In der Praxis habe ich immer wieder Fälle erlebt, in denen Gutachten zur Frage der Notwendigkeit einer Betreuung den Anforderungen nicht annähernd gerecht wurden. Daher habe ich mich entschlossen, die wesentlichen Punkte in einem Buch darzustellen. Auch habe ich wiederholt große Unsicherheiten in der Behandlung von unter Betreuung stehender Patienten festgestellt, insbesondere hinsichtlich Einwilligungsfähigkeit und der Bedingungen, unter denen eine Zwangsbehandlung möglich ist.
- Was ist die Besonderheit bzw. der besondere Ansatz Ihres Buches?
In dem Buch wird versucht, den Begriff „Einsicht“, der immer wieder nicht nur im Betreuungsrecht gebraucht wird, näher zu definieren und darauf aufbauend, wichtige Aspekte zu der Frage, ob die Voraussetzungen für eine Betreuung vorliegen, zu erörtern. Auch sollten in diesem Buch die Konsequenzen dargestellt werden, die sich für Ärzte, die unter Betreuung stehende Personen behandeln, ergeben. Dies betrifft v.a. die Bereiche Einwilligung in ärztliche Maßnahmen und die Möglichkeiten und Grenzen einer Zwangsbehandlung.
- Nun haben Sie bereits viel Erfahrung als Buchautor sammeln können. Welche Tipps und Ratschläge würden Sie einem Kollegen bzw. einer Kollegin geben, der/die zum ersten Mal ein Buch schreiben möchte?
Zunächst sollte ein angehender Autor prüfen, ob er neue Aspekte zu dem gewählten Thema in einem Buch herausarbeiten kann oder es auf diesem Gebiet noch keine Publikation gibt. Und vor dem Schreiben sollte er ein klares Konzept hinsichtlich des Aufbaus des Buches haben.
- Noch eine letzte Frage: Haben Sie ein Lieblingsbuch oder einen Lieblingsautor? Wenn ja, was gefällt Ihnen besonders daran?
Philip Kerr, der wissenschaftliche und auch philosophische Themen in Kriminalromanen darzustellen wusste.
Vielen herzlichen Dank für das Interview!