Prof. Dr. Hans-H. Bleuel war zunächst in der Privatwirtschaft in verschiedenen Fach- und Führungspositionen tätig und lehrt seit 2001 im Bereich internationales Management an der Hochschule Düsseldorf. Jüngst ist sein Lehrbuch „Internationales Management. Grundlagen, Umfeld und Entscheidungen” in der Reihe BWL Bachelor Basics erschienen, das prägnant und in studien- und praxisrelevanter Weise betriebs- und volkswirtschaftliche Inhalte der Führung internationaler Unternehmen behandelt. Wir haben mit dem Autor aus diesem Anlass ein kurzes Gespräch geführt:
1. Mit Blick auf die aktuelle politische Weltlage kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass gegen Freihandel politisch Stimmung gemacht wird – was halten Sie von diesen Debatten?
Diese Strömungen, die ja vor allem durch die Äußerungen des amerikanischen Präsidenten Trump getrieben werden, betrachte ich durchaus mit Sorge. Im Kern handelt es sich dabei um populistische politische Strategien, denen Fehlentwicklungen im Zuge der Globalisierung unglücklicherweise eine Vorlage liefern. So besteht in Industriestaaten durch den internationalen Handel natürlich ein Lohndruck, insbesondere bei gering qualifizierten Arbeitskräften. Das Stichwort „Steuervermeidung“ internationaler Unternehmen ist ein weiteres Beispiel für negative Begleiterscheinungen der Globalisierung. Nur sind die Folgerungen einer Abschottungspolitik falsch bzw. letztere setzt die falschen wirtschaftspolitischen Instrumente ein. Anhand der genannten beiden Beispiele: einem Lohndruck sollte man mit verteilungspolitischen Maßnahmen begegnen, einer Steuervermeidung durch die internationale Koordination der Wirtschafts- bzw. Steuerpolitik. Dies wären die systemadäquaten wirtschaftspolitischen Maßnahmen, welche gleichzeitig die Vorteile des Freihandels erhalten würden.
2. Ist internationales Management de facto nicht eine (theoretisch grundierte) „ökonomische Freihandelslehre“, wie viele Kritiker sagen?
Ja, und dies ist auch gut so. Denn die Vorteile des Freihandels sind immens, wie man beispielsweise an der Vielfalt und Verfügbarkeit des Warenangebotes sieht. Insofern hat das internationale Management selbstverständlich die Aufgabe, eine effiziente internationale Arbeitsteilung zu gestalten. Dies ist übrigens infolge der politischen, ökonomischen und kulturellen Landesunterschiede eine durchaus herausfordernde Tätigkeit.
3. Sind Beiträge in deutscher Sprache, gerade in Ihrem Lehr- und Forschungsgebiet, überhaupt noch zeitgemäß und sinnvoll?
Ohne Frage ist Englisch heutzutage die Lingua franca der Wissenschaft. Dies erleichtert den internationalen Ideenaustausch. Eine rein englische Kommunikation der Wissenschaft würde aber auch weite Personengruppen vom Wissenserwerb ausgrenzen bzw. hohen Einstiegshürden gleichkommen. Die Wissenschaft ist mE gut beraten, nicht derart elitär und damit letztlich auch undemokratisch zu kommunizieren. Was akademische Lehrbücher betrifft: der Vorteil eines Werkes in der Muttersprache liegt auf der Hand – es ist für Studierende besser verständlich. Natürlich sollten die Studierenden aber auch an die englische Fachsprache herangeführt werden. Dies geschieht z.B. durch begleitende Artikel, Fallstudien oder (Sequenzen von) Vorlesungen in Englisch.
4. … und damit zusammenhängend die Frage: Früher gehörte das Fachgebiet (internationales) Management schwerpunktmäßig in das Hauptstudium, war also Stoff für Fortgeschrittene – Sie haben ein ganz bewusst Buch für Bachelor geschrieben, warum?
Heute gibt es zahlreiche wirtschaftswissenschaftliche Bachelor-Studiengänge und Module mit konkret internationaler Ausrichtung. Auch hier werden übrigens die spezifischen Inhalte einer internationalen Betriebswirtschaftslehre erst nach den Grundlagenveranstaltungen aufgegriffen. Das Ziel meines Lehrbuches ist es, den Studierenden entsprechender Module einen schnellen und fundierten Zugang zu den Fragestellungen, theoretischen Grundlagen und Inhalten der internationalen Unternehmensführung zu vermitteln.
Ich danke Ihnen für Ihre Mühe und Zeit.
Das Interview führte Dr. Uwe Fliegauf.