Mit Professor Dr. Daniel Buhr führten wir anlässlich des Erscheinens seines gemeinsam mit Dr. Rolf Frankenberger, Dr. Steffen Jenner und Volquart Stoy verfassten Buches “Wirtschaft und Politik” ein kurzes Gespräch.
Wirtschaft und Politik, Ihr Buch unterscheidet sich schon in der Benennung von vielen anderen Titeln, die Wirtschaftspolitik behandeln. Was macht – in zwei kurzen Sätzen – Ihr Buch aus?
Wir bewegen uns mit dem Buch in einem interdisziplinären Terrain, an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik – auch was die wissenschaftlichen Disziplinen betrifft. Daher haben wir versucht, beide Perspektiven miteinander zu verzahnen und so vielleicht auch eine kleine Brücke zwischen den Disziplinen zu bauen.
Beim Lesen fällt auf, dass die vielen praxisnahen Beispiele den Text leicht verständlich machen und dass volkswirtschaftliche Formeln nicht einfach hingeschrieben werden, sondern erklärt werden. Für wen eignet sich das Buch neben dem Politikwissenschaftsstudenten noch?
Das Buch ist aus der Erfahrung der universitären Lehre entstanden. Ganz konkret aus dem Seminar „Politische Wirtschaftslehre“, das wir hier an der Universität Tübingen seit vielen Jahren unterrichten. Daher richtet sich das Buch natürlich zunächst an Studierende, sowohl aus der Politikwissenschaft als auch der Wirtschaftswissenschaft, an Bachelorstudierende genauso wie an angehende Lehrerinnen und Lehrer. Wir hoffen aber auch andere Leserinnen und Leser zu gewinnen, beispielsweise interessierte Schülerinnen und Schüler.
Warum sind volkswirtschaftliche Zusammenhänge für den Politikwissenschaftler wichtig und Politikzusammenhänge für Wirtschaftswissenschaftler?
Weil beides spannend, hilfreich und wichtig ist. So beeinflussen vielerlei ökonomische Zusammenhänge das politische Geschehen. Denken wir zum Beispiel an die Steuereinnahmen, die vom Wirtschaftsgeschehen abhängen und anschließend für die Staatstätigkeit zur Verfügung stehen. Aber auch das Handeln wirtschaftlicher Akteure wird in Deutschland und anderswo stark durch den Staat bestimmt. Politische Institutionen setzen den Rahmen für wirtschaftliches Handeln – und politische Akteure greifen gelegentlich korrigierend ein. Der Staat reguliert, verteilt um und versucht bestimmte Interessen auszugleichen. Und dieser „Staat“ ist eben auch nicht so ein einheitlicher Akteur, wie es manches ökonomische Modell suggeriert.
Was würden Sie dem Lesenden noch gerne sagen, bevor er Ihr Buch aufschlägt?
Wir möchten mit diesem Lehrbuch bewusst den Blick etwas weiten und die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ins Zusammenspiel bringen. Politik besteht aus Inhalten, Prozessen und Strukturen, die sehr unterschiedliche Wirkungen auf die Ökonomie entfalten können. Daher ist es wichtig, dass Wirtschaftswissenschaftler diese Zusammenhänge erkennen. Genauso wichtig ist es aber, dass auch Politikstudierende in der Lage sind, ökonomische Zusammenhänge, Modelle und Theorien zu verstehen. Nicht zuletzt stellt uns die Wirtschaftswissenschaft ja auch sehr erfolgreich vielerlei Daten zur Verfügung, die für große Teile der politikwissenschaftlichen Forschung essenziell sind. Um diese auch zielführend anwenden zu können, ist ein Verständnis ökonomischer Grundbegriffe und Zusammenhänge einfach unabdingbar.
Das Interview führte Dr. Daniel Kuhn.