Nordrhein-Westfalen

Professor Dr. Ulrich von AlemannAnlässlich des Erscheinens des Bandes Nordrhein-Westfalen von Professor Dr. Ulrich von Alemann führten wir mit dem Autor das folgende schriftliche Interview:

Außerhalb des Bundeslandes sieht man NRW als Heimat von Karneval, erfolgreichem Fußball und Kohle. Wie würden Sie NRW noch in drei kurzen Sätzen beschreiben?

NRW ist die Heimat der Rheinländer und der Westfalen, die sich viel besser verstehen, als die Kabarettisten unterstellen. NRW prägte mit Bonn, Adenauer und Schimansky die alte Bundesrepublik, aber auch in der Berliner Republik kann keiner an dem mächtigen Bundesland vorbeiregieren.

Die Gründung des Landes war von den Alliierten verfügt worden, war es aus Sicht der Nachgeborenen eine glückliche Entscheidung?

Das Bindestrichland ist zusammengewachsen. Das Land hat gerade die richtige Größe, eine Neuordnung der Bundesländer interessiert hier nicht.

Gibt es den NRWler oder hat jeder Landesteil seine typische Identität und darüber hinaus hat man sich wenig zu sagen?

Den NRWler gibt es nicht nur im Doppelpack aus Rheinländern und Westfalen, sondern viele Landstriche und Großstädte prägen das Bild. Dennoch ist vielleicht keine Identität, aber doch eine Solidarität des Landes gewachsen: Krisen können auch stärken.

Politisch ist NRW seit Jahren stabil, welche Herausforderungen hat die Politik gemeistert, was bleibt noch zu tun?

Umschlag von "Nordrhein-Westfalen. Ein Land blickt nach vorn"NRW ist lange von der Union, dann von der SPD regiert worden, aber auch die Koalitionspartner hatten immer mitzureden. Deshalb ist nicht der Konflikt, sondern der Kompromiss typisch für das Land, der aber auch schnelle Neuordnungen, beispielsweise bei der Kohlepolitik, verhinderte. Der ökonomische Strukturwandel ist immer noch nicht geschafft.

NRW in den nächsten 60 Jahren, was glauben Sie, wie es sich entwickelt und was wünschen Sie dem Geburtstagskind?

Ich wünsche dem Land Selbstbewusstsein und Schaffenskraft, die großen Potentiale einer guten Produktivität, dank breiter Bildung, guter Infrastruktur, toller Kulturangebote und aktiver Mentalität, sinnvoll einzusetzen – nach der Devise: „Wir schaffen was!”

Ich danke Ihnen für Ihre Mühe und Zeit.

Das Interview führte Dr. Daniel Kuhn.

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