Anlässlich des Erscheinens des Werkes „Schlafstörungen und psychische Erkrankungen“ führten wir mit den Autoren Prof. Dr. med. Thomas Pollmächer und Prof. Dr. med. Thomas C. Wetter das folgende kurze schriftliche Interview:
- Was hat Sie dazu bewegt, sich dem Themenbereich „Schlafstörungen und psychische Erkrankungen“ in einem Buch zu widmen?
Die Häufigkeit von Schlafstörungen wird manchmal auf über 30% geschätzt. Es verwundert deshalb nicht, dass gerade Psychiater und Psychologen sehr häufig mit Menschen mit Schlafstörungen in Kontakt treten. Erstaunlich ist aber, dass es bisher keine deutschsprachige Monographie gab, die das Thema „Schlafstörungen“ für Psychiater und Psychologen umfassend und detailliert aufarbeitet. Deshalb haben wir dieses Buch geschrieben.
- Was ist die Besonderheit bzw. der besondere Ansatz Ihres Buches, der es von anderen Fachbüchern über Schlafstörungen unterscheidet?
Um den praktischen Nutzen des Buches für den Leser zu optimieren, haben wir nach einem einleitenden Kapitel über den normalen Schlaf zunächst sehr ausführlich die Grundlagen der Diagnostik und Therapie beschrieben. Dies ermöglicht den Kolleginnen und Kollegen, die nicht bereits tief in der Materie sind, zu lernen, Schlafstörungen schon aufgrund der Symptome des Patienten zielsicher einzuordnen bzw. die Indikation für weiterführende Diagnostik zu stellen. Im weiteren Verlauf des Buches werden dann natürlich Schlafstörungen bei verschiedenen psychiatrischen Diagnosen detailliert dargestellt, genauso wie Schlafstörungen in anderen medizinischen Fachgebieten, die für Ärzte und Psychologen wichtig sind.
- Jeder kennt gelegentliche Schlafprobleme – einmal eine Nacht schlecht geschlafen zu haben, muss kein Grund zur Sorge sein. Wann jedoch werden aus harmlosen „schlechten Nächten“ eine handfeste Schlafstörung, die behandelt werden sollte?
Das ist leider ohne vertieftes Wissen nicht immer leicht zu entscheiden. Natürlich ist jede Schlafstörung abklärungsbedürftig, die den Patienten über mehrere Wochen subjektiv beeinträchtigt, aber es gibt auch viele Situationen von Schlafstörungen, die der Patient selbst kaum bemerkt. Hierzu gehören z. B. nächtliche Atmungsstörungen, die bis zu 25% psychiatrischer Patienten betreffen und die den Patienten selbst höchstens durch erhöhe Schläfrigkeit am Tage auffallen.
- Inwiefern unterscheidet sich die Behandlung von Patienten mit Schlafstörungen, die zugleich auch unter psychischen Erkrankungen leiden, gegenüber Patienten ohne psychische Erkrankungen?
Zunächst ist es wichtig zu unterscheiden, ob die Schlafstörung Symptom einer psychiatrischen Erkrankung ist, dann bedarf sie oft gar keiner spezifischen Behandlung, sondern wird mit der Heilung oder Besserung der Grunderkrankung verschwinden. Wenn die Schlafstörung aber eigenständige Ursachen hat, dann sind bei psychiatrischen Patienten nicht nur häufig andere Symptome führend, sondern auch die Behandlung wird erschwert. Auch hier sind nächtliche Atmungsstörungen ein wichtiges Beispiel, weil sie bei psychiatrischen Patienten häufig weniger mit Tagesschläfrigkeit als mit einer Durchschlafstörung einhergehen und die typische Behandlung durch eine nächtliche Beatmung von psychiatrischen Patienten oft nur schwer akzeptiert wird.
- Noch eine letzte Frage: Was möchten Sie dem Leser mitgeben, bevor er Ihr Buch aufschlägt und liest?
Der Leser sollte sich auf eine kurzweilige Reise durch eines der wichtigsten Querschnittsgebiete der Medizin – die Schlafmedizin – freuen. Zudem sollte er sich dessen bewusst sein, dass Schlafstörungen mehr als ein lästiges Symptom sind, sie gefährden sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit erheblich und haben deshalb intensive Aufmerksamkeit verdient.
Vielen herzlichen Dank für das Interview!